Flüchtlinge wollen Arnstadt verlassen
Am 11. November 2000 demonstrierten 350 Menschen in Arnstadt aus Solidarität mit den Opfern eines rassistischen Überfalls. Dabei wurde vor allem auf den Zusammenhang zwischen institutionellem Rassismus und Neonazigewalt hingewiesen. Einige Wochen zuvor waren drei afrikanische Asylbewerber und zwei deutsche Frauen nach dem Besuch einer Diskothek von 15 Rassisten angegriffen worden.
Die mit Baseballschlägern, Knüppeln und einem Messer bewaffneten Männer schlugen die kamerunischen Flüchtlinge nieder und traktierten einen von ihnen weiter, als er schon am Boden lag. Die von den Angegriffenen alarmierte Polizei soll sich geweigert haben, die Aussagen der Opfer anzuhören. Später wurden die Flüchtlinge auf brutale Weise gefesselt und festgenommen. In Presseverlautbarungen heizte die Gothaer Polizei die aggressive Stimmung weiter an. So war u.a. von einem Angriff der Afrikaner auf »eine Gruppe von Deutschen« die Rede.
In der Nacht zum 7. Januar 2001 wurden die Asylbewerber erneut angegriffen. Diesmal in der Diskothek, deren Security die rassistischen Angreifer unterstützt haben soll. Die Betroffenen erlitten dabei Platzwunden und Verletzungen im Halsbereich und mussten notärztlich versorgt werden. Die hinzugerufene Polizei entfernte die Afrikaner aus der Diskothek, da der Besitzer nach dem Überfall ein Hausverbot verhängt hatte. Jugendliche berichteten später, der Discjockey habe dazu den Song »It’s time to say good bye« aufgelegt.
Der Thüringische Flüchtlingsrat, an den sich die Asylbewerber nun gewandt haben, hält ihren Wunsch, Arnstadt zu verlassen für alarmierend und forderte eine Korrektur des in Teilen der Bevölkerung gegen die Asylbewerber gerichteten Klimas: »Von besonderer Bedeutung ist der freie Zugang zu sozialen und kulturellen Angeboten«. Der Besitzer der Discothek wurde aufgefordert, das Hausverbot aufzuheben und das Fehlverhalten der Security zu korrigieren.