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Blood & Honour überfällt Neonazikonzert bei Heppenheim

Einleitung

Ein regionales Konzert des "Nibelungensturm Odenwald" (NSO) in Mitlechtern bei Heppenheim wurde am 5. November 2005 von etwa 25 Anhängern des Neonazi-Netzwerkes "Blood & Honour" überfallen.

Christian Hehl (links) positioniert sich in der Szene-Auseinandersetzung. Hier im Juni 1998 in Kassel auf einer Demo der REP-Jugend.

Ein führender Aktivist des NSO wurde dabei verletzt. Die Angreifer schlugen ihn zusammen, verbrannten alle getragenen T-Shirts sowie das Banner des NSO und raubten die Kasse. Andere Besucher wurden mit Messern, kaputten Flaschen und Totschlägern bedroht.

Hintergrund ist offenbar eine Streiterei zwischen Mitgliedern des NSO und "Blood & Honour" (B&H) Anhängern. Szeneintern wird noch darüber spekuliert, welche Teile von B&H beteiligt gewesen waren. Dabei werden die B&H-Sektionen B&H Vorarlberg, B&H Franken, deren Supporter Crew "White Unity", "Combat 18 Franken" und die "Division 28" genannt, Eine Art Anführer soll laut Berichten von Augenzeugen der Neonazi Michael Zatzke (Wirges) gewesen sein. Er soll u.a. von den Bayern Roland B. und Alexander V. unterstützt worden sein.

Christian Hehl, Kreisvorsitzender der NPD und im engen Umfeld der Kameradschaft Bergstraße sowie des NSO aktiv; schreibt dazu in einer internen Nachricht: »Der Malte will erreichen das sich Hartwin und B+H Deutschland von diesen Leuten trennen, das wird wenn dann aber nur halbherzig geschehn und was nützt es, dann ham wir eben Stress mit C18 Franken solange die in der Szene sind wird es keine Ruhe geben und nur der Codex ‘keine Anzeige’ schützt sie. Ich werde Heut alle bekannten EX-B+H Mitglieder ehemalige Sektionsleiter usw mit Malte anschreiben um eine Öffendliche Erklärung nach dem Motto das H steht für Ehre und die haben nix mit Ehre am Hut zu verfassen wo eben viele bekannte Ex B+H stellung nehmen.« Offensichtlich verfügt der NPD-Funktionär nach wie vor über gute Kontakte zum verbotenen Neonazinetzwerk.

Hehl erwägt demnach auch eine Anzeige gegen die Angreifer. »Oli« von der "KS Bergstraße" schrieb hierzu an ihn: »du wirst schon wissen was du machst! Und dass du dich auf alle Fälle auf uns verlassen kannst, das weisst du auch! Ob Kanacken, Zecken oder eben welche die sich ‘Kämpfer für Blut und Ehre’ schimpfen, ich stehe neben dir in der Reihe, und viele vom AB auch, dass weisst du, dass weiss ich! Aber ich weiss nicht wie weit die gehen würden... und das macht mir angst! Ich hatte eine kaputte Flasche am Hals und habe mich deshalb nicht bewegt, weil ich mir sicher war, dass derjenige zustechen wird! Leider kenne ich diesen nicht, habe ihn noch nie gesehen!«

Mittlerweile führte die Aktion von B&H zu einigen Auseinandersetzungen innerhalb der europäischen Neonaziszene. So hagelte es Kritik verschiedener Sektionen von Hammerskins und Blood&Honour. Ein gemeinsames »Unity-Konzert«, das Ende November in Belgien stattfinden sollte, stand zum Redaktionsschluss daher noch zur Disposition.

Das Konzert in Heppenheim ist in verschiedener Hinsicht aufschlussreich. Wenn Neonazis untereinander ihre Konflikte austragen, ersparen sie Antifas schlicht und ergreifend auch Arbeit. Zum anderen (und das wiegt mehr) wurde einmal mehr deutlich, dass nach wie vor funktionierende und aktive Strukturen des Netzwerks "Blood & Honour" bestehen – mit besten Kontakten zum Rest der Szene –, obwohl die Bundesregierung dieses seit 2000 als zerschlagen vorgibt.