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Angriff auf Jugendliche am 1. Mai 2017 in Halle

Einleitung

Im Zusammenhang mit dem gescheiterten Neonaziaufmarsch gewaltbereiter Kameradschaften in Halle am 1. Mai 2017 kam es zu wiederholten Angriffen und Ausbruchsversuchen der offensichtlich stark frustrierten TeilnehmerInnen.

Der von der Neonazipartei „Die Rechte“ um Christian Worch angemeldete Aufmarsch konnte aufgrund massiver Gegenproteste nicht durchgeführt werden und wurde nach zwei Stunden beendet. Schon während des Aufmarschversuchs zeigte sich eine Gruppe, die mit dem Wort „Aryans“ beschriftete Pullover trug, extrem aggressiv und suchte die körperliche Auseinandersetzung mit Gegendemonstrant_innen.

Als zwei Autos mit Neonazis an vermeintlichen Gegendemonstrant_innen vorbei fuhren, flogen erst Flaschen und Böller, dann wurde Reizgas aus den Autos versprüht. Beim vorderen Auto wurde die Tür aufgerissen und ein Neonazi stürmte bewaffnet mit einem Schlagstock auf eine Gruppe Jugendlicher zu. Weitere Neonazis aus beiden Autos folgten und schlugen gezielt auf die Köpfe der Jugendlichen ein. Später wurde bekannt, dass die Polizei wegen versuchtem Totschlag ermittelt, mittlerweile — laut Presse — „nur“ noch wegen schwerer Körperverletzung.

Die TäterInnen erschienen in Halle überwiegend in einheitlichen Pullovern mit der Aufschrift „Aryans“. Erstmals öffentlich in Erscheinung trat die Gruppe unter diesem Label bei einem Aufmarsch am 18. März 2017 in Leipzig. Die „Aryans“ weisen große Überschneidungen mit der „Division Braune Wölfe“ auf. Die Gruppierung ist mit beiden Labels bundesweit auf Neonaziaufmärschen präsent, oftmals auch mit eigenem Transparent. Auf der Facebookseite der „Aryans“ werden rassistische und gewaltverherrlichende Parolen verbreitet.

Unter dem Label „Division Braune Wölfe“ (DBW) / „Aryans“ hat sich ein organisierter, überregionaler Zusammenhang gebildet, dessen Klientel neben dem Großraum NRW und dem Rhein-Main-Gebiet auch aus Bayern, Rheinland-Pfalz und Thüringen stammt. Gute Verbindungen bestehen zu Neonazibands, Labels und Shops. So trug Kevin Link — Mitglied der RechtsRock Band „Randgruppe Deutsch“ — bei einem Auftritt auf dem Eichsfeldtag in Thüringen einen Pullover der „Aryans“.

Das Vice-Magazin titelte in einem Bericht über die „DBW“ treffend: „Die 90er haben angerufen und wollen ihre Neonazis zurück“. Springerstiefel, Bomberjacken, verblichene Tattoos von SS-Totenköpfen, dazu laut, aggressiv und in der Sprache sexistisch, homophob, antisemitisch und rassistisch. Das Auftreten der Gruppe ist unter propagandistischen Gesichtspunkten eine Katastrophe. Anschluss an die bürgerliche Mitte oder Jugendliche ist jedoch auch nicht Sinn und Zweck, viel mehr geht es um Subkultur, Abgrenzung und das Verbreiten von Angst beim politischen Gegner.

Die Vorgeschichte des Zusammenhangs ist sehr überschaubar. Meist sind die beteiligten Personen regional aktiv und durch gewalttätiges Auftreten aufgefallen. Mit Aufkommen der „DBW“ kam es auch zu den ersten Aufmarschteilnahmen. Etwas aus dem Bild fällt Nadine Hofmann. Sie ist in Bayern eine bekannte Neonazi-Aktivistin. 2015 wurde sie zur stellvertretenden Landesvorsitzenden in den Vorstand der Partei „Die Rechte“ gewählt. Vorher war sie bereits Vorsitzende des Kreisverbands Bamberg. Im März 2016 wurde ihr, wie auch ihrem Mann Patrick Hofmann-Kraus, die Verbotsverfügung für die „Weisse Wölfe Terrorcrew“ (WWT) zugestellt. Hofmann-­Kraus war Sektionsleiter der „WWT“, Nadine Hofmann Mitglied. (Siehe AIB Nr. 111 )

Große Teile der Gruppe agieren gewalttätig, ohne mögliche Konsequenzen in Betracht zu ziehen. Dazu passt die aktionistische Ausrichtung der Gruppe, die zuletzt bundesweit auf verschiedenen Aufmärschen zugegen war. Langjährige Gewalterfahrungen und ein Männlichkeitsbild, das durch martialische Inszenierungen geprägt ist, bergen ein erhebliches Gefahrenpotential. Egal ob „Aryans“ oder „Division Braune Wölfe“, das Ziel scheint einzig die Konfrontation zu sein. Ob der Angriff am 1. Mai in Halle ein juristisches Nachspiel haben wird, bleibt abzuwarten.