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Ball des Wiener Korporationsringes unter Druck

Einleitung

Auch wenn er mit fast 3000 BesucherInnen einer der am besten besuchten war: Der diesjährige Ball des Wiener Korporationsringes (WKR), des von extrem Rechten dominierten Zusammenschlusses deutschvölkischer Studentenverbindungen in der österreichischen Bundeshauptstadt, stand unter keinem guten Stern.

Bild: flickr.com/neumond/Paul/CC BY NC 2.0

Mehr als 1500 Menschen demonstrierten 2012 gegen den Ball des Wiener Korporationsrings.

Nachdem in den Jahren zuvor vor allem Antifaschist_innen den Protest gegen den WKR-Ball organisiert hatten (und damit massiver Polizeirepression ausgesetzen waren), stellte sich diesmal eine breite politische Allianz unter Einschluss der Wiener SPÖ dagegen. Diese Verbreiterung hatte ihren Grund vor allem in der Provokation, die ein Fest von mehrheitlich antisemitischen Korporationen ausgerechnet am internationalen »Holocaustgedenktag« (27. Januar) und ausgerechnet im imperialen Rahmen der Wiener Hofburg darstellte.

Angesichts der Breite des Protestes sahen sich die Vermieter, ein Tourismus-Konsortium, im Vorfeld gezwungen, den Vertrag mit den Korporierten zu kündigen. Die Freude darüber durchkreuzte jedoch die FPÖ, die einmal mehr ihrer Schutzfunktion gegenüber dem noch weiter rechts außen angesiedelten Spektrum gerecht wurde und kurzerhand als künftiger Veranstalter des nun »Akademikerball« genannten völkischen Großevents in der Hofburg einsprang. Wie jedes Jahr fanden sich auch diesmal wieder zahlreiche Kader rechter bis faschistischer Gruppen aus dem Ausland ein, allen voran Marine Le Pen1 . Ihr bekam der Besuch des Balles jedoch nicht so gut: Zurück in Frankreich musste sie sich umgehend von den »deutschen« Burschenschaftern distanzieren, um sich nicht gleich zum Start des Präsidentschaftswahlkampfes jede Chance zu nehmen. Für einen Skandal sorgte auch FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache, der angesichts der Proteste und Blockadeversuche allen Ernstes einen Vergleich mit dem Novemberpogrom zog. Seine Selbstdarstellung der Korporierten als die »Juden« von heute hat im Milieu eine lange Tradition, gehorcht sie doch der den Antisemitismus konstituierenden Täter-Opfer-Umkehr.

  • 1Diese ist seit 2011 Vorsitzende des französischen »Front National« und Tochter von Jean-Marie Le Pen.