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Das Arcadi-Magazin: Identitär. Rechts. Antifeministisch.

Köln gegen Rechts — Antifaschistisches Aktionsbündnis
Einleitung

Beim Arcadi-Magazin handelt es sich um eine Publikation der Neuen Rechten mit engen Verbindungen zur „klassischen“ Rechten. Die Erstausgabe des gedruckten Heftes erschien im Oktober 2017. Online ist das Arcadi-Magazin bereits seit Juni 2016 präsent. Der in Leverkusen wohnende Chefredakteur und Mitherausgeber Yannick Noé bezeichnet das Medium in einem Selbstinterview als publizistisches Projekt für unerfahrene „junge Menschen“.

Die Inhalte werden zu großen Teilen von sattelfesten Ideologen aus dem identitären Spektrum Deutschlands und Österreichs gestellt. Hier wird Arcadi als ernstzunehmendes „metapolitisches Projekt“ gehandelt, welches sich „der „Zensur-Atmosphäre im Internet“ entziehen möchte. Der leitende Redakteur Noé möchte mit Arcadi einen Beitrag zum europäischen Projekt der "Neuen Rechten" leisten, mit dem Ziel der „Souveränität“. Dieses inflationär verwendete Schlagwort der extremen Rechten wird vielseitig gefüllt. Im rechten Internet-­Netzwerk "Reconquista Germanica", das im Magazin beworben wird, wird es auch als mili­tärische Strategie verstanden. Mit Hilfe einer wirkungsmächtigen Organisationsform soll der zahlen- und ressourcenmäßig überlegene Gegner besiegt werden. Die erste Phase hierfür sei „Aufklärung“.

Zu den AutorInnen des Arcadi-Maga­zins gehören bekannte rechte Aktivisten wie Maximilian Kneller (AfD Bielefeld, JA NRW, Autor "Blaue Narzisse"), Chris Zloch alias Chris Ares ("Bündnis Deutscher Patrioten", „patriotischer“ Rapper) sowie AktivistInnen des "Reconquista Germanica"-Netzwerks und (ehemalige) Führungsfiguren der "Identitären Bewegung" (IB) in Deutschland und Österreich. Darunter Alexander Markovics (erster Vorsitzender der IB-Österreich 2013, hier u.a. Leiter der IB-AG Theorie bis 2017), Mario Müller ("Kontrakultur Halle") oder der IB-Aktivist Volker Zierke aus Schleswig-Holstein. Durch gesellschaftliche Themen wie Sport, Musik, Filme, Videospiele, Reisen und Lifestyle transportiert das Arcadi-Magazin oft unterschwellig die politische Ausrichtung ihrer Herausgeber und AutorInnen.

Den juvenil bis unbedarft-pubertierend wirkenden Artikeln wird eine größere öffentliche Aufmerksamkeit zuteil. So berichtet das "Vice Magazin" etwa über einen Arcadi-Artikel zu Sex außerhalb des Bettes von „Fräulein Frech“, während der Kölner Stadtanzeiger das Layout des Magazins als eine „Mischung aus „Bravo“ und „Neon [Magazin]“ bezeichnet. Zuvor hatte die "Autonome Antifa Freiburg" das Magazin bereits als „Nazi-Bravo für Identitäre“ beschrieben.

Das Netzwerk um das Arcadi-Magazin

"Publicatio e.V." ist der Verein hinter dem Arcadi-Magazin. Als Zweck des Vereins wird die Wahrnehmung kultureller und bildender Aufgaben angegeben, mit dem Ziel, die Kultur und Bildung des deutschen Volkes zu wahren und zu fördern. Dies soll neben der Herausgabe des Arcadi-Magazins mit der Durchführung von Veranstaltungen sowie der finanziellen oder personellen Hilfestellung anderer Vereine mit ähnlichen Zielen erreicht werden. Publicatio wird unterstützt von der rechten Struktur um "Ein Prozent e.V.". Der Mitgliedsbeitrag wurde auf jährlich 24 Euro festgelegt.

"Publicatio" wurde als eingetragener Verein von einem bundesweit vernetzten Netzwerk aus den Strukturen der "Alternative für Deutschland" (AfD) im Raum Leverkusen gegründet. Die Gründungsversammlung fand am 6. August 2016 bei Yannick Noé zu Hause statt. Die weiteren anwesenden Mitglieder waren der Inhaber der Firma "Media Solutions" Holger Noé aus Leverkusen, Arcadi-­Autor Reimond Hoffmann (Bundesvorstand "Junge Alternative", AfD Baden-­Württemberg), der als Schatzmeister gewählt wurde, sowie die beiden Rechnungsprüfer André Ufer (Bundesvorstand "Junge Alternative", Vorsitzender des JA-Verbandes Dresden, 2016 noch Bezirksvorstand AfD Düsseldorf) und Dominik Amann (Stellvertretender Sprecher AfD Leverkusen). Maximilian „Max“ Schmitz wurde stellvertretender Vorsitzender und Protokollant. Die Gründungsversammlung von Publicatio wurde von Zacharias Schalley geleitet. Er ist persönlicher Referent des AfD-Landtagsabgeordneten Dr. Christian Blex in NRW, Vorsitzender der Jungen Alternative Neuss (BV Düsseldorf) und JA NRW Vorstandsmitglied.

Der Macher vom Arcadi-Maga­zin und von "Publicatio e.V."  Yannick Noé, Zacharias Schalley und Maximilian Schmitz werden gleichzeitig der Burschenschafter "AHB! Rhenania Salingia" zugerechnet. Die Rhenania gehört dem Dachverband "Deutsche Burschenschaft" (DB) an und gilt laut „Düsseldorf rechtsaußen“ als „eine eindeutig dem extrem rechten Flügel […] zugehörige Organisation, die weit über eine vermeintlich  ‚unpolitische Brauchtumspflege‘ hinaus agiert.“ Alle drei sind Autoren des Arcadi-Magazins, Gründungsmitglieder des Vereins "Publicatio e.V.", Mitglieder in der Jungen Alternative bzw. AfD NRW und in der "Campus Alternative Düsseldorf" organisiert. Aus ihrem Umfeld soll laut Presse-Recherchen auch das Gründungsvereinsvorstand-Mitglied der "Identitären Bewegung Deutschland e.V.", John David Haase, stammen. Yannick Noé soll nach Recherchen der ARD auch auf dem "Reconquista Germanica"-Server aktiv gewesen sein.

Bei einer Mitgliederversammlung von "Publicatio e.V." im Mai 2017 im Haus Fück in Leverkusen nahmen auch die Mitglieder Jens Barkemeyer (Junge Union Düsseldorf), Roland Quinten (ehemaliger Vorsitzender des Kreisverbandes der AfD Köln) und die Arcadi-Autorin Daniela Boumann-Quast (AfD Düren) teil.

Antifeminismus im Arcadi-Magazin

Im Arcadi-Magazin gibt es eine Vielzahl von Artikeln, in denen der Antifeminismus der "Neuen Rechten" zum Ausdruck kommt. Für die ersten beiden Ausgaben der Printversion wurde jeweils eine Aktivistin der "Neuen Rechten" als Covermotiv gewählt. Brittany Pettibone, US-amerikanische Auto­rin und Bloggerin sowie Lebensgefährtin des österreichischen Leiters der IB Martin Sellner, ist auf dem Titelbild der ersten Ausgabe. Neben ihrer Unterstützung von Donald Trump und ihrem katholischen Glauben dürfen ihre Ideale einer „moralisch gefestigten“ Familie, der sie auch ihre Karriere als Aktivistin unterordnen will, im Interview nicht fehlen. Diese Einordnung der Frau als Hüterin der Familie, die für den Erhalt des Volkes zuständig ist, spiegelt hier sehr gut die Familien- und Bevölkerungspolitik der AfD wider.

Noch weitaus offensiver wirbt „Franziska“ von "radikal feminin" für die traditionellen Werte der Familie und einen konsequenten Antifeminismus. Sie ist auf dem Cover der zweiten Ausgabe mit dem irreführenden Untertitel „Liebe. Feminismus. Sexualität.“ zu sehen. Franziska, die laut „Tübingen Rechtsaußen“ eigentlich Annika Stahn heißen soll, wettert in ihrem Interview mit Yannick Noé über „Feminazi-Weiber“ und fordert Männer auf, sie sollten keine „Waschlappen“ sein, sondern den Frauen widersprechen. Als ihr Vorbild nennt „Franziska“ den US-amerikanischen Maskulinisten Jack Donovan, dessen Vortrag über sein Buch „Der Weg der Männer“ sie im rechten "Institut für Staatspolitik" (IfS) Anfang 2017 besucht hatte.

Den Ansichten von rechten Frauen verschafft auch der Online-Artikel „Wieso sind diese Frauen in der AfD“ vom 13. März 2017 Gehör. Hier werden die jungen AfD'lerinnen Alina Spiegel (JA Hamburg, schreibt auch unter dem Namen „Alina“ regelmäßig für das Arcadi-Magazin), Ivonne Ilgert (JA Arnsberg/Märkischer Kreis) und Delphine Thiermann zu ihrer Position innerhalb der AfD befragt, deren Frauenanteil mit 16 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt aller anderen Parteien liegt. Neben Themen wie „Multikulti-Wahn“, „Flüchtlingskrise“ und „Linksextremismus“ wird auch hier betont, wie wichtig die Familie als Fundament des Volkes und als Bollwerk gegen den „Gender-Mainstream“ sei.

Interviews und Artikel der Sorte „Frauen an den Herd“ sind wiederholt Bestandteil des Magazins gewesen. Darüber hinaus haben Frauen und vor allem ihre Körper im Arcadi-Magazin häufig eine Bestimmung: Sie sind laut Noé in erster Linie „was fürs Auge“. Viele Artikel — vor allem im Bereich Sexualität — sind mit Fotos von nackten Frauen versehen. Für die LeserInnen zeigt sich damit im Arcadi-Magazin, was die "Neue Rechte" inhaltlich vertritt: Die Frau soll Mutter und somit Bewahrerin des Volkes sein oder ganz einfach als Lustobjekt fungieren. Dazwischen gibt es keinen Platz für sie.