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Razzia bei Blood & Honour Aktivisten

Einleitung

Bei einer Großrazzia des LKA Sachsen-Anhalt und anderer LKAs wurden am 25. April 2002 insgesamt 43 Wohnungen und Geschäftsräume von mutmaßlichen Blood & Honour-Aktivisten durchsucht. Eineinhalb Jahre nach dem Verbot der deutschen B&H Division wurden in sieben Bundesländern neben Schriften, CDs und Computern auch zahlreiche Waffen sichergestellt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Halle richten sich gegen etwa 30 Personen, die der Fortführung der verbotenen Organisation Blood & Honour verdächtigt werden.

Bild: attenzione-photo.com

"Blood & Honour" (B&H) - Tattoo auf einer Neonazi-Veranstaltung.

In Brandenburg traf es Sven Schneider (Borkwalde), der seit dem Verbot von B&H den Versand »Hate Sounds« betreibt, sowie Stefan Rietz aus Gölsdorf, der Anfang 2000 zusammen mit Sven Schneider und Dirk H. bei einem White-Power-Gig in Schweden festgenommen wurde. In Hildesheim wurde neben dem Tattoo-Studio »Last Resort«, das von Johannes ("Hannes") Knoch betrieben wird, auch bei dem Herausgeber des neonazistischen Fanzines »Axtschlag«, Hannes Franke, durchsucht. Auch in Wohnungen in Delmenhorst und einem weiteren Ort in Niedersachsen fand die Polizei rechtsextremes Propagandamaterial und CDs. In Mecklenburg Vorpommern wurden insgesamt vier Objekte durchsucht, darunter bei Enrico Hamisch (Seebad Bansin), dem Herausgeber des Polit-Zines »Der Inselbote«. Die Ermittlungsmaßnahmen sollen sich nach Informationen aus Sicherheitskreisen auch gegen die bekannten Neonazi-Aktivisten Jan Werner (Chemnitz), Sascha Braumann (Magdeburg), Andreas Biere (Wanzleben) und Marcel Degner (Gera) richten.

In Rostock erwischte es Carsten Geron, ein Mitglied der Neonaziband Nordmacht, und Anke Z. Andere Mitglieder der Band Nordmacht blieben unbehelligt. Die Durchsuchung bei Thomas Persdorf, dem Betreiber von »Front-Records« in Schildau/Sachsen, bei der neben Computern auch die Führerscheine eingezogen wurden, behinderte den Vertrieb nur kurzfristig. Kaum einen Monat nach der Razzia konnte auf der Internetseite des Versands wieder bestellt werden. Auch der »Hate-Sounds-Versand« brachte kurz nach der Razzia bei Schneider einen neuen Hochglanzkatalog heraus. Auch in Bayern, Bremen und Sachsen-Anhalt kam es zu Durchsuchungen, festgenommen wurde allerdings niemand. Angesichts des jüngsten Ermittlungsverfahrens müsste das Bundesinnenministerium nun eigentlich zugeben, dass die ständigen Beteuerungen einer »erfolgreiche Zerschlagung der Organisation« nicht haltbar sind.

Antifaschistische Initiativen hatten immer wieder auf ein Fortbestehen der B&H Strukturen hingewiesen und den Erfolg des Verbotes bezweifelt. Die Ermittlungen wegen Fortführung von B&H wurden bereits einen Monat nach dem Verbot aufgenommen. Auslöser war ein B&H-Konzert in Annaburg (Landkreis Wittenberg) am 25. November 2000. Die Konzertbesucher hinterließen nach einem Polizeieinsatz die in altdeutscher Schrift gesprühten Insignien »BH« und darunter den Schriftzug »Hallo Otto (gemeint ist Otto Schily), trotz Verbot sind wir nicht tot«. Auf die Organisierung von Großkonzerten hat das Verbot offenbar kaum noch Auswirkungen, wie das jüngste Konzert mit 500 Neonazis am 30. Juni in der Gemeindehalle von Uftrungen (Sachsen-Anhalt) zeigt.