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Schwerverletzte bei Neonazikundgebung in Sacramento (USA)

Einleitung

Am 26. Juni 2016 riefen die Neonazi-Gruppe „Traditionalist Worker Party“ (TWP) um Matthew Heimbach und Matt Parrott und die „Golden State Skinheads“ (GSS) unter dem Motto "Fight for our Nation!" zu einer Kundgebung vor dem Capitol der kalifornischen Hauptstadt Sacramento auf.

Bild: Screenshot YouTube.com/O2

Am 26. Juni 2016 riefen die Neonazi-Gruppe „Traditionalist Worker Party“ (TWP) um Matthew Heimbach und Matt Parrott und die „Golden State Skinheads“ (GSS) unter dem Motto "Fight for our Nation!" zu einer Kundgebung vor dem Capitol der kalifornischen Hauptstadt Sacramento auf.1 Beide Gruppen treten offen nationalsozialistisch und extrem aggressiv auf. Vorgebliches Ziel der Kundgebung war es auf den „Krieg gegen die weiße Rasse“ aufmerksam zu machen. Tatsächlich sollte die Kundgebung verdeutlichen, dass die extreme Rechte auch in den vielfältig geprägten Großstädten Kaliforniens aktionsfähig sei.

Unter dem unmissverständlichen Motto „Shut it down“ mobilisierte die „Antifa Sacramento“ zu direkten Aktionen gegen den Neonaziaufmarsch. Etwa 400 Antifa­schis­t_innen folgten diesem Aufruf und besetzten bereits mehrere Stunden vor der geplanten Neonazikundgebung mehrere Kreu­zun­gen rund um das Capitol. Die Polizei war mit knapp 100 Einsatzkräften für kalifornische Verhältnisse recht stark vertreten. Ein kurzer Versuch, den direkten Kundgebungsort der Neonazis zu besetzen, wurde durch die Polizei mittels Pferden und Pepperballs zunächst unterbunden. Darüber hinaus wurden die sich versammelnden Antifaschist_innen jedoch nicht weiter belästigt.

Etwa 20 Neonazis erschienen schließlich geschlossen auf der Rückseite des Capitols. Diese waren offensichtlich bewaffnet und trugen einheitliche Schilde, die ein Keltenkreuz zeigten. Darüber hinaus zeigten die Neonazis den in den USA nicht verbotenen Hitlergruß und brachten so unmissverständlich ihre politische Gesinnung zum Ausdruck. Die anwesenden Antifaschist_innen bewegten sich zu den Neonazis und machten diesen klar, dass sie in Sacramento nicht willkommen sind. Nach einer kurzen, gewalttätigen Auseinandersetzung flohen die Neonazis in das Capitol und zurück zu ihren Autos. In dem unübersichtlichen Handgemenge zogen mehrere Neonazis Messer und stachen wiederholt auf Antifaschist_innen ein. Die in Sichtweite stationierte Polizei griff in diese Konfrontation nicht ein und versuchte lediglich, die Verfolgung der fliehenden Neonazis zu unterbinden.

Der Tag endete mit einer verhinderten Neonazikundgebung, zehn Schwerverletzten, davon neun Antifaschist_innen und keinen Fest­nahmen. Fast alle schweren Verletzungen wurden durch die Messer der Neonazis zugefügt. Es ist nur ein glücklicher Zufall, dass es durch die Angriffe der Neonazis keine Toten gab. Diese hatten auch mindestens eine Schusswaffe mitgebracht, diese jedoch in der Schlägerei verloren. Gezielt wurden nicht-weiße Antifaschist_innen angegriffen, so dass überproportional viele Schwarze verletzt wurden. Für die verletzten Antifaschist_innen wurde eine Spenden­kam­pagne eingerichtet,2 mit der bereits mehr als 20.000 $ eingesammelt werden konnten.

Die Messerangriffe in Sacramento reihen sich in eine Entwicklung in den USA ein, bei der die extreme Rechte zunehmend aggressiver in der Öffentlichkeit auftritt. So hatten zuletzt Mitglieder des Ku-Klux-Klan Gegendemonstrant_innen in Anaheim angegriffen. Auch hier war die Polizei nicht gegen die Angreifer vorgegangen und hatte stattdessen Antifaschist_innen festgenommen.
Rückblickend lässt sich durch die Geschehnisse in Sacramento vermuten, dass es den Neonazis durch das Mitführen von Waffen von Anfang an auch darum ging, politische Gegner_innen anzugreifen. Diese Eskalation rund um Versammlungen der extremen Rechten stellt die antifaschistische Bewegung in den USA vor Herausforderungen. Die lockeren Waffengesetze und die menschenverachtende Ideologie der Neonazis bilden eine tödliche Kombination, deren Antwort wohl nicht in einer gleichsamen Aufrüstung von Antifaschist_innen liegen kann.