Skip to main content

Terror-Razzia gegen „Sächsische Separatisten“

Einleitung

Am 5. November 2024 kam es zu Durchsuchungen und Festnahmen, die sich gegen die neonazistische Gruppierung „Sächsische Separatisten“ (SS) richteten. Deren Ziel sei ein „am Nationalsozialismus ausgerichtetes Staats- und Gesellschaftswesen“.

AfD-Sächsische-Seperatisten
(Foto: Vue Critique)

Gruppenbild der JA-Sachsen: Die festgenommenen Kurt Hättasch, Karl K., Jörn Schimanek, Jörg Schimanek und Hans-Georg Pförtsch gemeinsam mit Björn Höcke hinter einem Banner der "Junge Alternative Sachsen" am 21. Mai 2022 in Grimma.

Der Generalbundesanwalt (GBA) benannte in einer Pressemitteilung acht Personen, die im Zuge der Maßnahnen festgenommen wurden. Als Rädelsführer der Gruppe sieht der GBA Jörg Schimanek. Rechtlichen Beistand erhielt er vom Anwalt und „Freie Sachsen“-Chef Martin Kohlmann. Dieser ließ auf seinem Telegram-Kanal am Tag der Festnahme verlauten, dass er einem Mandanten zu Hilfe eilen würde, der aus dem „Görlitzer Teil östlich der Neise“ [sic]1 „verschleppt“ worden sei. Laut der GBA-Meldung wurde Jörg Schimanek in Zgorzelec in Polen von der "Agencja Bezpieczeństwa Wewnętrznego" verhaftet.2

Informationen über die Separatistengruppe lieferten Überwachungen, bei denen Jörg Schimanek unwissentlich mit einem FBI-Informanten kommunizierte. Mit Jörn Schimanek wurde außerdem einer der Brüder des „Rädelsführers“ festgenommen. Noch zu Beginn 2024 reiste Jörn Schimanek zum neonazistischen „Tag der Ehre“ nach Budapest, das Portal „Stoppt die Rechten” benennt ihn als Teilnehmer Nr. 238 des Neonazi-Gedenk-Marsches. 

Gleich fünf der Beschuldigten sind auf einem 2022 im sächsischen Grimma entstandenen "Höcke-Foto" zu sehen: Dort posieren u.a. der AfD-Stadtrat von Grimma, Kurt Hättasch, sowie Hans-Georg Pförtsch (AfD, 2021 Mitglied im Leipziger Stadtbezirksbeirat Ost), die Brüder Schimanek und Karl K.

Letzterer besuchte am 15. Februar 2020 den Neonazi-"Trauermarsch" in Dresden. Auf der Rückreise wurde er mit anderen Neonazis in Wurzen angegriffen und war Zeuge im „Antifa-Ost-Verfahren“ der Bundesanwaltschaft.

Ziel von Hausdurchsuchungen in Österreich waren Langenlois und Wien-Floridsdorf als Wohnorte des ehemaligen FPÖ-Politikers und Großvaters der Schimanek Brüder Hans Jörg Schimanek Senior. Der 84-Jährige kandidierte bei der Nationalratswahl auf der Bundesliste der FPÖ. AIB-Leser_innen dürfte Langenlois bekannt sein (z.B. aus AIB Nr. 110: Spurensuche im rechten Söldner-Milieu). Die Zeitschrift profil aus Österreich schrieb zu der Razzia: "Die Festnahme der Brüder führte die Ermittler auch nach Österreich und damit in die rechtsextreme Vergangenheit der Familie Schimanek. Die jungen Männer sind die Söhne des verurteilten Neonazis Hans Jörg Schimanek junior."3 "DerStandard" berichtete über eine "Familie mit brauner Vergangenheit".4 und die BILD Sachsen über einen "braunen Ösi Clan".5 Nach taz-Informationen soll es auch Durchsuchungen bei einem weiteren Bruder und beim Vater gegeben haben.6 Der Vater der Schimanek-Brüder, Hans Jörg Schimanek Junior, war früher ein bekannter Neonazi-Aktivist und wurde 1995 in Österreich zu einer Haftstrafe wegen NS-Wiederbetätigung verurteilt.7 Nach seiner Haftentlassung zog er nach Sachsen, wo er scheinbar Kontakt zur örtlichen Neonazi-Szene fand. Beispielsweise reiste er ebenso wie der bekannte Leipziger Neonazi-Aktivist Riccardo Sturm 2009 zum „Ulrichsberg-Treffen“ und pflegte (Geschäfts) Beziehungen zu in Szenekreisen und Medien bekannten Namen wie Reinhard Rade. 

Im Fokus der Berichterstattung stand der Fraktionsvorsitzende der Stadtratsfraktion der AfD in Grimma, Kurt Hättasch. Kein Wunder, Hättasch hatte sich bei seiner Verhaftung mit einer Langwaffe gezeigt und wurde angeschossen. In den Fokus der Berichterstattung geriet ebenfalls Peter Kurth, Berlins Ex-CDU-Finanzsenator. Dieser überwies 100.000 Euro für den Kauf einer Immobilie in Grimma die ebenfalls durchsucht worden war. Den Käufer kannte er laut der Zeitung "Der Tagesspiegel" schon „seit einiger Zeit“ als „Mitglied der Schülerverbindung Iuvenis Gothia“. Kurth war Funktionär im „Altherrenverband“ der „Burschenschaft Gothia“. Der hier erwähnte - ebenfalls im Verfahren beschuldigte - Geldempfänger Kevin Richter aus Grimma kandidierte 2024 für die AfD sowohl für den Stadtrat als auch für den Kreistag im Landkreis Leipzig. Mit Hättasch soll er im Oktober 2023 das Haus gekauft haben. Mutmaßlich jener Richter war auch in der Junggothenzeitung als Mitglied der „Iuvenis Gothia“ auf dem Paukboden als „Leibfux Richter“ zu sehen. Das Faksimile: „Bbr. Richter nach seiner ersten Partie“ war im AIB Nr. 143 zu sehen.