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Tuttlingen: Martin Mußgnug gestorben

Einleitung

Der langjährige Vorsitzende der NPD, Martin Mußgnug, erlag am 2. Februar 1997, kurz vor seinem 61. Geburtstag, einem Herzinfarkt.

Martin Mußgnug NPD
(Bild: Foto von NPD-Propaganda)

Martin Mußgnug prägte jahrelang das Bild der NPD.

Mit ihm starb ein politischer Gratwanderer, der fast zwei Jahrzehnte den Kurs der dienstältesten deutschen Rechtspartei geprägt hatte und der am Ende, ebenso wie seine Ex-Partei, die NPD, nur noch ein Schatten seiner selbst war.

1956 zählte der damals 20-jährige Jurastudent aus Heidelberg gemeinsam mit Peter Stöckicht, Peter Dehoust und Otto Jänisch zu den Gründungsmitgliedern des (1961 verbotenen) "Bund Nationaler Studenten" (BNS). 

1964 beteiligte er sich an der Gründung der NPD, deren Parteivorsitzender er 1971 wurde. Mußgnug verfolgte die Strategie, die NPD als parlamentarische Opposition zu etablieren und führte die Partei - nach außen hin - auf einen scheinbar gemäßigten Kurs. Doch die Idee, rechten Konservativen eine politische Heimat und sogenannten »ProtestwählerInnen« (vor allem aus den Unionsparteien) eine Wahlalternative zu bieten, erforderte Kompromisse, die zum dauerhaften Konflikt mit der eher "hitleristischen" Parteibasis führten. Die Gratwanderung, die NS-AnhängerInnen zu disziplinieren, ohne sie zu verschrecken, geriet zum Schlitterkurs, bei der die gesamte Partei an Glaubwürdigkeit verlor.

Mußgnug machte sich beständig stark für eine rechte Sammlungsbewegung nach Vorbild der italienischen MSI, er betrieb die Aussöhnung mit der DVU von Gerhard Frey, die sich 1987 in der Schaffung des Wahlbündnisses DVU / "Liste D" niederschlug und auch den "Die Republikaner"  unterbreitete er 1989 ein Bündnisangebot. Wähnte sich die NPD nach den Wahlerfolgen in den späten 80er Jahren noch in ihrem zweiten Frühling, so folgte der jähe Absturz nach der verkorksten Bundestagswahl 1990. 

Mußgnug erklärte seine Partei für politisch wie wirtschaftlich am Ende und machte ein weiteres Engagement von einer »neuen Organisationsform« abhängig. Um ihn bildete sich ein Flügel, der die vollständige Integration der NPD in eine "Vereinigte Rechte" forderte. Diese Vorstellungen wurden von der »traditionalistischen« Mehrheit des NPD-Parteivorstandes und auch von Teilen der Basis verworfen, die faktische Spaltung der NPD war die Folge.

Am 16. Dezember 1990 erklärte Martin Mußgnug frustriert seinen Rücktritt. Das Konzept einer "Vereinigten Rechten" versuchte er gemeinsam mit den früheren NPD-Funktionären Jürgen Schützinger und Walter Seetzen in der "Deutsche Allianz — Vereinigte Rechte" bzw. der 1991 gegründeten "Deutsche Liga" weiterzuführen, wo er zunächst Präsidiumsmitglied und Leiter der Rechtsabteilung wurde. In seiner Heimatstadt Tuttlingen, wo er mit zwei Partnern und seinem Sohn eine Rechtsanwaltskanzlei betrieb, wurde er in den Stadtrat gewählt.