Demo gegen studentische Verbindungen in Heidelberg
Antifas aus Heidelberg
Aus Protest gegen das alljährliche Maiansingen rechter Studentenverbindungen hatte die "Autonome Antifa Heidelberg", wie im letzten AIB angekündigt, zu einer Demonstration unter dem Motto: »Verbindungen Kappen - Burschenschaften abschaffen« aufgerufen, an der sich 350 Menschen beteiligten.
Eingeschüchtert durch die massive Präsenz von Antifas und die teilweise millitanten Störaktionen in den letzten Jahren, ließen sich schon am frühen Abend dieses traditionsreichen Datums kaum Korporierte auf den Heidelberger Altstadtstrassen blicken. Die Burschenschaft Alemannia hatte sich aus der Organisation zurückgezogen. So blieb, erstmals seit 104 Jahren(!), Heidelberg schließlich auch der nächtliche Aufzug der Korporierten auf dem Marktplatz erspart - ca. 1000 Schaulustige und AntifaschistInnen hatten sich dort versammelt. In Absprache mit der Polizei wichen ca. 60 bis 100 Burschen überwiegend aus dem Umfeld der "Burschenschaft Normannia" auf die Schloßterrassen aus. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit wurde hinter den schützenden Polizeiketten das Deutschlandlied in allen drei Strophen gesungen, Parolen wie »wir kriegen euch alle» skandiert und Antifas fotografiert. Laut Augenzeugen befanden sich, wie schon im letzten Jahr, stadtbekannte Neonazis unter den »Sängern«.
Seit einigen Jahren positioniert sich die "Normannia" deutlich rechts. Ein Sprecher der Normannia bekennt 1993 der StudentInnenzeitung „Ruprecht“ auf Anfrage: „Wir müssen uns nicht schämen, Deutsche zu sein, und wollen nicht mehr vor Juden buckeln.“ Die beiden Normannen Christian Schaar und Wolfgang Unold (Sprecher der Organisation „Forum 90“) gründen eine rechte Liste mit dem Namen „Die Andersdenkenden“ zu den Heidelberger AstA-Wahlen.
Die Veranstalterinnen werten die Aktionen insgesamt als Erfolg, wobei sie jedoch die geringe Beteiligung von Studierenden an den Protesten bedauern. Hinweisen wollen wir auf die Broschüre »Stützen der Gesellschaft - Elite der Nation. Studentische Verbindungen in Heidelberg«, ein Gemeinschaftsprojekt der Autonomen Antifa und dem Antifa AK der Universisät Heidelberg. In der 32 seitigen Broschüre setzen sich die Autorinnen und Autoren auf der Basis umfangreichen Recherchematerials mit den unterschiedlichen Facetten des Korporationswesens (vor allem in Heidelberg und Mannheim) auseinander.