»Kritisches« Interview in den Burschenschaftlichen Blättern
Viel vorgenommen hatten sich Jörg Haverkamp und F. Roland A. Richter in der Ausgabe 4-2009 der vierteljährlich erscheinenden »Burschenschaftlichen Blätter«. In der Verbandszeitschrift der »Deutschen Burschenschaft« (DB), die in einer Auflage von 12.000 Exemplaren erscheint und ein kostenloses Abonnement für Verbandsmitglieder anbietet, werden »Verbandsbrüder« vorgestellt, »die auf Landes- oder Bundesebene politische Mandate erringen konnten«. Neben fünf CDU/CSU- und zwei FDP-Abgeordneten wurden in dieser Ausgabe ebenfalls die beiden Landtagsabgeordneten der sächsischen NPD und Mitglieder der Gießener Burschenschaft »Dresdensia-Rugia«, Jürgen Gansel und Arne Schimmer, vorgestellt. Um die, nach eigener Angabe, auch innerhalb der DB »kontrovers diskutierten« Positionen der neonazistischen Partei näher zu beleuchten, stellte sich Arne Schimmer den »kritischen« Fragen der burschenschaftlichen Interviewer. Umfassend nutzt der haushaltspolitische Sprecher der sächsischen NPD den ihm gegebenen Raum dazu, die »Bedenken« zu entkräften. Eine Strategie, die im Umgang mit der DB aufzugehen scheint. Wendet sich diese nicht nur gegen das »Totschweigen« der neonazistischen Positionen der NPD in den Medien, sondern sieht im offenen und »sachlichen« Dialog die Möglichkeit, eventuelle »Missverständnisse aufzuklären«. Auch hierdurch offenbart die DB weiterhin ihre wichtige Scharnierfunktion zwischen konservativen und neonazistischen Kreisen. Wenn der NPD soviel öffentliche Anerkennung und Verbreitung entgegengebracht wird, ist natürlich auch diese hoch erfreut. »Daß ein NPD-Vertreter in einem solchen rechtsakademischen Forum Rede und Antwort zu Fragen der Ausländerpolitik, des Verfassungsverständnisses, der Bewertung des historischen Nationalsozialismus und nationaler Kapitalismuskritik steht, ist ein Novum, das auch in der Deutschen Burschenschaft für Aufsehen und Diskussion sorgen wird.«, frohlockt Jürgen Gansel. Eine Diskussion innerhalb der DB ist nicht entbrannt. Und sollte diese so ablaufen wie es das Interview vermittelt, darf die NPD sich bestätigt sehen.