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Freital: Waffen und Todesfall im Neonazi-Milieu

ART Dresden
Foto: Mario Bialek

Sascha Neumann mit den Söhnen Jesse (rechts) und den Zwillingen Jean und Jason beim „Tag der nationalen Jugend“ 2016.

Ende Januar 2021 starb ein 20-Jähriger im sächsischen Freital. Laut Polizeiangaben soll sich ein Schuss aus einer Pistole gelöst haben, als die Zwillingsbrüder Jason N. und Jean N. mit der Waffe hantierten. Ein Schuss traf den Oberkörper des 20-jährigen Jean N., er verstarb wenig später an seinen Verletzungen. Gegen seinen Bruder ermittelt die Polizei wegen des Verdachts des Totschlags.

Ebenfalls im Fokus: Der Vater der Zwillinge. Bei der Durchsuchung  seiner Wohnung stellten die Beamten neben NS-Devotionalien ein Luftgewehr, Patronen und einen Schalldämpfer sicher. Die Polizei ermittelt nun wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz. Es ist nicht auszuschließen, dass die Tatwaffe vom Vater der Brüder stammt.

Beim Vater handelt es sich um einen Altbekannten aus der sächsischen Nazi- und Rockerszene: Sascha Neumann. Der 41-Jährige betreibt seit Anfang der 2010er Jahre das Tattoostudio „Schlachthaus“ in Freital. Er war Mitglied der mittlerweile verbotenen Rockervereinigung „Gremium MC“. Ende der 2000er stand Neumann mit dem Gremium-Member Jarno E. und dem Neonazikonzert-Veranstalter Tony B. vor Gericht. Sie sollen 2007 mit weiteren Personen – der Großteil in Kutte des „Gremium MC“ – Polizisten aus einem Klub in Freital herausgedrängt und den Zutritt verwehrt haben. Wenige Jahre später ermittelte die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Oder gegen ihn wegen versuchten Mordes im Rockermilieu.

In den zwei bekannten Neonazibands „Sachsenblut“ und „Stahlwerk“ spielt Neumann Gitarre. Die beiden Bands aus dem Genre des „Rock against Communism“ veröffentlichten ihre Alben beim in Chemnitz ansässigen Label „PC-Records“ sowie beim ehemals in Dresden, inzwischen in Lindenau ansässigen Label „OPOS Records“.

„Sachsenblut“ und „Stahlwerk“ traten, wie in der Szene üblich, vor allem bei klandestin organisierten Konzerten auf. Einen Auftritt von „Sachsenblut“ organisierte die mittlerweile verbotene Vereinigung „Combat 18“ (C18) am 9. September 2017 im südschwedischen Vallåkra. Unter den knapp 120 Teilnehmenden waren C18-Anhänger aus Skandinavien, Deutschland, Italien und der Schweiz. Im

Sommer 2016 trat Neumann mit „Sachsenblut“ beim „Tag der nationalen Jugend“ in Sömmerda auf. Mit dabei waren auch seine drei Söhne. Der älteste Sohn Jesse N. spielt wie der Vater Gitarre, auf Fotos ist er mit "Thor-Steinar"-Klamotten zu sehen oder im Pullover des „Schlachthaus“-Tattoo-Studio. Auf dem Instagram Profil von Jason N. prangt in Frakturschrift „Odin statt Jesus“. Er folgt neben der neonazistischen NPD auch der AfD sowie der Dresdner Kameradschaft „Werra Elbflorenz“.