Neonazifreundliches Dresden?
Im Rahmen eines "sozialpädagogischen" Projektes war sie im Oktober 1993 mit "ihren Neonazis" nach Israel gefahren. Es gab daraufhin einige (zu wenige) Auseinandersetzungen um die Reise. Organisierte Neonazis um den "Gauleiter Sachsen" der „Wiking Jugend“ (WJ) Frank Kaden, hatten auf dieser Reise provoziert und jüdische Mitreisende bedroht.
Deutsche Neonazis in Israel waren u.a. Thema bei "SPIEGEL TV".
Marita Schieferdecker-Adolph die „Ausländerbeauftragte“ der Stadt Dresden, ist von westdeutschen Neonazi-Skinheads angegriffen und misshandelt worden. Anläßlich eines Besuches von Düsseldorfer Neonazis im Jugendclub »Espe« in Dresden wurde sie wegen ihres »nichtdeutschen« Aussehens beschimpft, ein Mädchen aus der Neonazi-Reisegruppe drückte ihr eine Zigarette am Hals aus. Nach dem Angriff wurden in Dresden weitere Personen angegriffen. Frau Adolph behauptet, von den lokalen "Espe-Skins" geschützt worden zu sein und stellt keine Anzeige, »um Projekte mit rechtsorientierten Jugendlichen nicht zu gefährden«. Wie diese "Projekt-Arbeit" aussieht kann man sich ausmalen: Am 23. November 1991 hatten Akteure aus der "Wiking Jugend" (WJ) und der "Kameradschaft Gorbitz" im Dresdner Jugendklub "Espe" ein Konzert mit dem Neonazi-Liedermacher Frank Rennicke organisiert.
Adolph pflegt Kontakte zu Neonazi-Jugendlichen der "Kameradschaft Gorbitz" und der "Kameradschaft Johannstadt". Der verstorbene Neonazi-Kader Rainer Sonntag galt als Führer der "Kameradschaft Gorbitz". Mike Hönske (zeitweilig stellvertretender Vorsitzenden der "Mitteldeutschen Alternative") und Dirk Vogel sollen seine Nachfolge angetreten haben.
Neonazi Fahrt nach Israel
Im Rahmen eines "sozialpädagogischen" Projektes war sie im Oktober 1993 mit "ihren Neonazis" nach Israel gefahren. Es gab daraufhin einige (zu wenige) Auseinandersetzungen um die Reise. Organisierte Neonazis um den "Gauleiter Sachsen" der „Wiking Jugend“ (WJ) Frank Kaden, hatten auf dieser Reise provoziert und jüdische Mitreisende bedroht. Kaden ging laut Presseberichten sogar gegen eine israelische Journalistin vor. Rekrutierungsversuche der Kader gegenüber mitreisenden unorganisierten rechten Skinheads (u.a. aus der "Espe") hatten Adolph und die Reiseleitung ebenso ignoriert, wie Neonazi-Musik (Frank Rennicke, Landser), Pseudo-Uniformierung und Neonazi-Agitation, hierbei besonders die mehr oder weniger offene Leugnung des Holocaust. Die israelische Öffentlichkeit war zu Recht empört.
In Deutschland wurde die Reise unter Verdrehung der Tatsachen als Erfolg dargestellt. So titelte der »Stern«: »Frauenpower gegen rechts«. Antisemitische Äußerungen waren schon im Vorfeld gefallen und werden bis heute verschwiegen - Kaden konnte Adolph vielmehr die Bedingungen für die Reise quasi diktieren. Ein weiterer Skandal: Die Reise wurde aus Geldern für die Integration russischer Juden finanziert. Daher soll Frau Adolph nun einen Kurs in Verwaltungsrecht nehmen. Vorher hatte sie noch behauptet, ein Teil der Reise sei aus Geldern des AgAG- Programmes (vgl. AIB Nr. 21) finanziert worden. Tatsächlich hatte sie nur einen formlosen Antrag auf diese Gelder gestellt, der abgelehnt wurde.
Laut Berichten aus Dresdner Neonazi-Kreisen wurden 21 Jugendliche aus verschieden rechten Cliquen und organisierter Gruppen wie der "Jungen Union" der CDU, der "Jungen Union" der DSU und der Neonazi-"Kameradschaften" als Fahrt-Teilnehmer ausgewählt. Die Information von dem Adolph-Projekt soll u.a. vom WJ-Aktivisten und früheren sächsischen "Die Republikaner"-Deligierten Tobias Kirchner in die Neonazi-Strukturen überbracht worden sein. Aus den Reihen der "Wiking-Jugend" fuhren dann laut Aufnahmen der Reise und entsprechenden Szene-Berichte u.a. Andre D., Daniel Freyer, Frank Kaden, Tobias Kirchner und Gunnar St. mit. Die Übergänge zu den anderen rechten Gruppen sind bei den WJ-Teilnehmern fließend. Tobias Kirchner und Daniel Freyer sollen im Februar 1993 auch an der Gründung der "Jungen Union" der DSU in Dresden beteiligt gewesen. Frank Kaden und Andre D. sollen sich ebenfalls der Dresdner DSU-JU zurechnen. Andre D. tritt auch in den Strukturen der "Die Republikaner" in Dresden in Erscheinung. Tobias Kirchner soll zeitweilig im Landesvorstand der sächsischen "Die Republikaner" organisiert gewesen sein und wurde 1993 als Dresdner REP-Kreisvorsitzender benannt. Ein anderer rechter Fahrt-Teilnehmer aus dem Kreis um die WJ-Leute war laut israelischen Medienberichten ("JediotAcharonot") Sören Grahl. Auch Rene K. war auf Aufnahmen der Reise in deren Umfeld zu identifizieren.
Die rechten Jugendlichen und Neonazis sollen laut einigen Berichten aus der Dresdner Lokalpolitik nicht nur von Maria Schieferdecker-Adolph sondern vermutlich auch von der persönlichen Referentin des Dresdners Oberbürgermeisters, Irmtraut R., begleitet worden sein. Dies könnte womöglich die politische Rückendeckung für das Projekt erklären. Doch nach der kritischen Berichterstattung hat Dresdens Oberbürgermeister Herbert Wagner seiner Ausländerbeauftragten die Organisation von Reisen bis auf weiteres wohl untersagt.
Für die Zukunft ist trotzdem eine Reise nach Auschwitz geplant, diesmal unter Teilnahme von Schwedter Neonazi-Kids.
Staatsgeld für Gewalttäter?
Die Angreifer von Dresden kommen aus dem AWO-Club in Düsseldorf, in dem Stefan Rasche von der Neonaziband »Störkraft« und der »Freien Wählergemeinschaft« Nachwuchs rekrutiert. Auch die Angreifer auf die „Ausländerbeauftragte“ waren nämlich auf Staatskosten aus Düsseldorf in den Osten gereist, um dort Gleichgesinnte nach deren Erfahrungen ihrer Israel-Reise zu befragen.Die taz hatte am 15. September 1993 ein Teil der geförderten westdeutschen Neonazis in den Blick genommen, als sie über die Mörder von Solingen berichtete. Eine Solinger Kampfsportschule war ihr Treffort, drei der vier Beschuldigten waren bei „Hak-Pao“ angemeldet. Unter der Leitung von Bernd Schmitt von der „Deutsche Hochleistungs-Kampfkunstverband“ (DHKKV) übte dort jeden Freitag eine extrem rechte „Deutsche Kampfsportinitiative“ (DKI). Mit dabei auch die Solinger Neonazis Bernd Koch und Wolfgang Schlösser. Für die „Deutsche Liga für Volk und Heimat“ (DLVH) und die „Nationalistischen Front“ (NF) wurde Saalschutz gestellt. Eng waren die Kontakte zu Neonazis nach Düsseldorf: Christian Eitel fiel als "Leibwächter" des "Deutsche Liga"-Chefs Harald Neubauer auf, Torsten Lemmer war zeitweilig Fraktionschef der „Freien Wählergemeinschaft“ im Düsseldorfer Stadtparlament und Manager von „Störkraft“. Deren Bassist Stefan Rasche trainierte bei „Hak-Pao“ in Solingen mit den jungen Neonazis. Wie "Der Spiegel" berichtete fuhr Stefan Rasche sogar persönlich mit nach Dresden. ("Der älteste Teilnehmer war Stefan Rasche, 24, Mitbegründer und Saalschützer der Skinhead-Kultband »Störkraft«.")
Neonazi Paradies Sachsen?
Im Jugendclub „Espe“ wurden viele rechte Jugendliche für die Reise geworben. Hier hat(te) die „Kameradschaft Gorbitz“ ihr Domizil. Nach Gorbitz fuhr auch die Straßenbahnlinie 7, in der Jorge Gomondai von Neonazis zu Tode geprügelt wurde. Drei Tage nach dem Tod von Gomondai lud Marita Schieferdecker-Adolph zu einer Pressekonferenz ein. Dort distanzierte sich der "Kameradschaftsführer" (Freital) Lutz Kronenberger von Gewalt, während an der Wand Parolen wie „Jorge, du bist nicht der letzte, wir kriegen euch alle.“ zu lesen sind.
In Dresden aktive Neonazigruppierungen nennen sich „Nationalen Widerstand Deutschlands“ (NWD), „Verband der Sächsischen Werwölfe“ (VdSW), „Junger Sturm“ (JS), „Schutzstaffel Ost“ (SSO) oder „Wehrsportgruppe Hans-Joachim Peiper“. Neben Rainer Sonntag ("Kameradschaft Gorbitz") agieren hier - laut einer taz-Reportage von Bernd Siegler - die Neonazis Dirk Vogel ("Kameradschaft Johannstadt") und Michael Vietze - alle drei seien federführend im November 1990 an der kurzzeitigen Besetzung eines Altbauhauses in der Rabenauerstraße als Neonazi-Zentrum ("Jungsturm-Haus") beteiligt gewesen.
Die guten Bedingungen in Dresden wirken sich aus. Der Österreicher Gottfried Küssel von der „Volkstreuen Außerparlamentarischen Opposition“ (VAPO) verlegte zeitweilig seinen politischen Schwerpunkt von Ost Berlin nach Dresden. Beim Parteitag der „Deutschen Alternative“ in Cottbus mit wurde der Dresdner Ray Träger mit in den Vorstand gewählt. Ray Träger entstammt der "Kameradschaft Johannstadt", zu der die Dresdner Ausländerbeauftragte Adolph Kontakte pflegte.