Skip to main content

Potsdam/Berlin: Angesetzte Pressekonferenz der »Jungen Freiheit« (JF) verhindert

Einleitung

Die rechte Publikation "Junge Freiheit" (JF) erschien bislang monatlich, ihre Redaktion saß in Freiburg. Neuerdings sind sie in Potsdam ansässig und sie erscheinen wöchentlich. Dies wollten sie am 20. Januar 1995 pompös der Presse mitteilen, im Potsdamer Cecilienhof. Dort wurde das historische Potsdamer Abkommen der Alliierten unterzeichnet. Nur im Cecilienhof wollte man sie nicht haben.

Götz Meidinger (links) und Dieter Stein (rechts) beim erfolglosen Versuch eine Presse-Konferenz durchzuführen.

Ein rechtes Blatt expandiert

1986 startete die "Junge Freiheit" als Schülerzeitung in Freiburg, um als Sprachrohr der "Freiheitlichen Volkspartei" zu dienen. Dies war eine politisch erfolglosen Abspaltung der Republikaner unter der Führung des ehemaligen CSU-Abgeordneten und Gründungsmitgliedes der Republikaner, Franz Handlos. Ende 1988 gründeten Dieter Stein (Kirchzarten), Götz Meidinger (Ulm) und Günter Slowik (Ulm) den "Förderverein zur Wiedervereinigung Deutschlands Unitas Germanica e.V.", der wohl vor allem das Heft "Junge Freiheit" herausgeben sollte. Ende 1990 wurde der Ulmer Verein in "Verein zur Förderung der Toleranz auf dem Gebiet des Völkerverständigungsgedankens bei allen Deutschen Unitas Germanica e.V." umbenannt und Dieter Stein und Günter Slowik verließen den Vorstand. Der ultra-rechte Multifunktionär Hans-Ulrich Kopp (Stuttgart) wurde dafür stellvertretender Vorsitzender und Sylvia Meidinger (Stuttgart) die neue Schatzmeisterin. 1992 übernahm die JF die Abonnenten der "Berliner Nachrichten", einer Monatszeitung der Republikaner mit angeblich 10.000 Exemplaren, die danach eingestellt wurde.Im Juli 1990 hatten Dieter Stein (Kirchzarten) und Götz Meidinger (Ulm) in Baden Württemberg die "Junge Freiheit Verlag GmbH" gegründet, um ihr rechts Blatt zu vertreiben. Mittlerweile scheint man sich umzustrukturieren. Im Oktober 1994 wurde die GmbH nun als Kommanditgesellschaft "Junge Freiheit Verlag GmbH & Co" nach Potsdam verlagert. Götz Meidinger verließ mittlerweile den Vorstand der "Junge Freiheit Verlag GmbH" und gründete die "PROFIT MARKETING Werbeagentur GmbH" in Stuttgart. Der Ingenieur Ulrich R. aus Stuttgart stellte der "Junge Freiheit Verlag GmbH & Co" 10.000 DM zur Verfügung. Paralell entstand in Potsdam die "JUNGE FREIHEIT Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft mbH" von Dieter Stein, um die "Junge Freiheit Verlag GmbH & Co" und die "PROFIT MARKETING Werbeagentur GmbH" (Stuttgart) zu unterstützen.

Kein guter Start

AntifaschistInnen hatten die Bewirtung des Cecilienhof informiert, wer bei ihnen einkehren wollte, um die "Junge Freiheit" zu bewerben. »Keine Nazi-Pressekonferenz in unseren Räumen« hieß daraufhin einer ihrer spontanen Reaktion berichteten AntifaschistInnen.

Doch die JF gab nicht auf. Sie meldeten sich unter einem Decknamen in der Gaststätte Klosterkeller in Potsdam an. Doch auch hier hat der Gastwirt nach Aufklärung und Protesten von Potsdamer AntifaschistInnen die Räume gekündigt.

Genervt gaben die Macher der JF ein Fax an die Presse heraus, daß Ort und Zeit der Konferenz erst unmittelbar vor Beginn telefonisch zu erfragen seien. Sie hatten gemerkt, daß es eine ganze Menge Leute in Potsdam und auch in Berlin gibt, die was gegen sie haben. Circa 200 Menschen, darunter GewerkschafterInnen der IG Medien, Jusos und viele unabhängige AntifaschistInnen haben dann auch an dem Morgen, wo die Pressekonferenz stattfinden sollte, vor dem Klosterkeller demonstriert. Tausende Flugblätter wurden an interessierte PassantInnen verteilt.

Gegen 11.00 Uhr wurde bekannt, daß die flüchtenden ZeitungsmacherInnen die Presse nun in die Berliner Friedrichstraße ins Grand Hotel einluden. Sofort hat sich die Kundgebung aus Potsdam auf den Weg dorthin gemacht. Derweilen waren andere vorgefahren, und haben die Geschäftsleitung des Grand Hotels aufmerksam gemacht, wer da im Foyer Propaganda macht. Nach einiger Diskussion mußten Chefredakteur Dieter Stein, Public Relations Ina Schm. und ihr Manager und Geschäftsführer Götz Meidinger durch den Lieferantenausgang das Weite suchen, während Berliner Polizeibeamte nichts Besseres zu tun hatten, als die inzwischen eingetroffenen AntifaschistInnen auseinander zu prügeln.

Dennoch war es ihr Erfolg, daß der geplante Gala-Auftritt zum Desaster wurde. Am nächsten Tag berichtete die Presse über die rechten ZeitungsmacherInnen, später auch der Konkret-Verlag in einer Sondernummer zur rechtsradikalen Medienlandschaft, die sich auf eine Antifa-Recherche-Broschüre ("Neu-Rechte" Zeitung zwischen Nationalkonservatismus und Neofaschismus) zur »Jungen Freiheit« stützt.