»Synergies Europeennes« - auf der Suche nach einer rechten Europaideogie
Manchmal werden in der rechten Zeitung "Europa Vorn" des »neu«rechten Nachwuchskaders Manfred Rouhs alt bekannte Aussagen als wichtige Erkenntnis präsentiert. So in der Novemberausgabe 1997. Denn: "(...)daß die Gesamtwirkung größer ist als die Summe der Wirkung der Einzelkomponenten...«, sprich, daß fünf Finger eine Faust sind, die im allgemeinen schwerer zu brechen ist als ein einzelnen Finger, ist jetzt nicht wirklich neu. Da die »Neue« Rechte sich als intellektuell versteht, hat sie prompt ein geeignetes Fremdwort für diesen Effekt gefunden: Synergien. Und wenn verschiedene »neu«rechte Organisationen aus mehreren europäischen Ländern einen gemeinsamen Dachverband bilden, dann wird dieser folgerichtig »Synergies Europeennes« genannt.
Jede der Mitgliedsgruppen behält dabei ihre Autonomie, bestimmt selbst, mit wem und wie sie auf nationaler Ebene kooperiert. Man will als Verband ein Abbild dessen sein, was man als Konzept für eine gesamteuropäische Politik fordert: »Die Dialektik von Zentralität und Subsidiarität«. Gemeint ist damit: Es soll eine Verlagerung der politischen Entscheidungsebene von den Nationalstaaten auf ein europäisches Reich einerseits und auf die (Euro-) Regionen andererseits stattfinden. In der Vorstellungswelt der "Neurechten" soll, was auf unterer Ebene entschieden werden kann und muß (z.B. regionale Entwicklungs- oder Verkehrsplanung), dort auch beschlossen werden. Nur wenn die jeweilige Ebene nicht in der Lage sei, so die "neurechte" Vorstellung weiter, Aufgaben zu erfüllen, werden diese an die nächst höhere Stufe delegiert. Für das zu von der »Neuen« Rechten angestrebte, noch zu schaffende europäische Reich stehen dann die Außenund die Militärpolitik sowie die Außenwirtschaftsbeziehungen im Zentrum der Aufgabenfelder. Der Politik kommt in diesem Modell das Primat, d.h. der Vorrang gegenüber der Ökonomie zu.
Diese politischen Ideen der "Synergies Europeenes" haben mit dem traditionellen Nationalstaatmodell des Neofaschismus nur noch wenig gemeinsam. Für die alte Rechte und die neofaschistischen Wahlparteien ist ein »Europa der Vaterländer« das Ziel, also keinesfalls ein Bundesstaat, sondern bestenfalls ein Staatenbund, der bessere Verwertungsbedingungen für das europäische Großkapital sowie die Möglichkeit zur Entfaltung größeren außenpolitischen Drucks gegen Drittstaaten bietet. Bei den Wahlparteien der extremen Rechten stellt der Nationalismus weiterhin das entscheidende ideologische Moment dar. Die internationale Zusammenschluß rechtsextremer Wahlparteien als eine Art von »Internationale der Nationalisten« hat als Hauptziel letztlich die bessere Verwirklichungsmöglichkeit der nationalistischen Bestrebungen.
Für die »Neue« Rechte dagegen ist der Nationalstaat zur Erfüllung der großen und umfassenden Aufgaben (z.B. Ökologie) zu klein. Für die regionalen, auf ein bestimmtes Gebiet bezogenen, den Alltag der Menschen direkter betreffenden Aufgaben seien die Strukturen des Nationalstaats jedoch zu groß und unbeweglich. Die »Neue« Rechte will aber auch nicht in den umgekehrten Schluß verfallen, an die Stelle der bisherigen Nationalstaaten einfach eine »Nation Europa« zu setzen. Einem solchen Gebilde würde ihrer Ansicht nach von Anfang an ein wesentlicher Mangel anhaften: Die noch fehlende europäische Identität, die gemeinschaftsbildend wirken könnte. Alain de Benoist, Chefideologe der europäischen »Neuen« Rechten, sagt von sich selbst: »Ein Slogan wie 'zuerst Deutschland, dann erst Europa' paßt nicht zu meiner Sicht der Dinge. Persönlich verstehe ich mich zunächst als Europäer, dann als 'Normand' (aus der Normandie stammend), und dann erst als Franzose.« Den Regionen soll also in einem neuen Europa »neu«rechter Machart die identitätsstiftende Rolle zufallen. Für sie ist es wichtiger, ob man Bayer, Franke, Sachse oder Harzer ist, als ob man Deutscher, Franzose oder Italiener ist.
Die »Neue« Rechte stellt fest, was ohnehin schon im Geschichtsunterricht der 8. Klasse gelehrt wird: Daß die Nationen nicht naturgegeben sind, sondern sich als typisches Produkt der Moderne im Gefolge der Französischen Revolution von 1789 entwickelt hätten. Gewachsene „kulturelle Strukturen" dagegen, wie Franken, könnten sich nicht entfalten, da sie in einen künstlichen Verband - Bayern - eingezwängt seien. Die Schaffung einer sogenannten »Dialektik von Zentralität und Subsidiarität« ist letztlich eine Kombination des alten "nationalrevolutionären" Ansatzes eines »Europa der 100 Fahnen«, mit dem bereits aus der "Konservativen Revolution" herrührenden Großraumdenken und Reichsgedanken.
GRECE stagniert
Der GRECE ("Groupement de recherche et d'etudes pour la civilisation européenne") - also "Forschungs- und Studiengruppe für die europäische Zivilisation", die älteste und noch immer wichtigste Organisation der europäischen »Neuen« Rechten, hatte zwar seit seiner Gründung 1968 in der Entwicklung einer Europaideologie und entsprechender -konzeptionen stets seine wichtigste Aufgabe gesehen, war aber als Gruppierung eine fast rein französische Angelegenheit geblieben. Er wirkte zwar als Ideengeber auch in anderen europäischen Ländern, doch kam es nur in Ausnahmefällen zu einem koordinierten, gemeinsamen Vorgehen. Die Theorie konnte nicht in Praxis umgesetzt werden. Der GRECE-Präsident Jean-Claude Jacquard erklärte 1997 in einem "Junge Freiheit" Interview sogar, man wolle eigentlich nur Einfluß auf Kultur erlangen und keinen politischen Aktionismus betreiben.1
Neustart als "Synergies Europeennes"
Das neue Netzwerk "Synergies Europeennes" soll hier Abhilfe schaffen. Das offensichtlich von Konkurrenz bestimmte Verhältnis zum GRECE wird von den »Synergies Europeennes« trotzdem nicht als durch Spannungen gekennzeichnet beschrieben. Zurückhaltend pragmatisch wird es durch den Präsidenten des Gesamtverbandes, den Franzosen Gilbert Sincyr, einen ehemaligen führenden Funktionär des GRECE und früheren Parlamentskandidaten des "Front National", als arbeitsteilige und ergänzende Beziehung definiert. In einem Interview, das Sincyr mit der portugiesischen »neu«rechten Zeitschrift "Sinergias Européias" führte, betont er „die großen menschlichen Werte ( ! ) , die von dem GRECE vertreten werden, von der Führung und von den Aktiven«. Zu diesen bekennt er sich auch nach seinem Wechsel zu den "Synergies Europeen", aber »(...) was die Strukturen angeht, so hat der GRECE keine 'Zweigstellen' außerhalb Frankreichs. So blieb es dabei, daß die Leute ihre Texte weitergegeben haben, aber keine direkten organischen Verbindungen zu anderen Ländern aufgebaut wurden.«
Diese Analyse ist völlig zutreffend. Zur Gründungsgruppe des GRECE gehörten neben Franzosen lediglich zwei Italiener. Italien ist auch das einzige Land, das heute neben Frankreich über eine nennenswerte Infrastruktur der »Neuen« Rechten verfügt. Zeitschriftengründungen und organisatorische Bestrebungen in anderen Ländern blieben entweder weitgehend erfolglos, wie in Deutschland das "Thule Seminar" ("Forschungs- und Lehrgemeinschaft für indoeuropäische Kultur e.V.") um Pierre Krebs und seine Zeitschrift "Elemente" (Burkhard Weeke), oder existieren nur weiterhin durch den anhaltenden Einsatz von Einzelpersonen, wie die britische Zeitschrift "Scorpion" von Michael Walker.
Robert Steuckers, belgischer Kopf und als Generalsekretär der "Synergies Europeennes" Motor der neuen europaweiten Gruppierung, ist in seinen Aussagen deutlicher als sein Vorsitzender Sincyr. Er verhehlt nicht, daß zwischen der Gruppierung um Benoist und seiner eigenen Formation auch gravierende ideologische Differenzen bestehen. So wirft Steuckers den Anhängern des GRECE vor, daß die Berufung auf Gramsci und die Metapolitik inzwischen nicht mehr als eine Worthülse sei. Denn seiner Ansicht nach sei es dem italienischen Marxisten stets um Macht und um die Veränderung der Gesellschaft gegangen. Metapolitik sei kein Ziel, sondern eine Methode zur Erreichung eines Ziels. Der GRECE beschränke sich zunehmend auf die Behandlung ästhetischer Fragen, obwohl gerade die Umbrüche in Osteuropa neue Möglichkeiten der Arbeit aufgetan hätten und das Eindringen des marktradikalen Liberalismus in die dortigen Länder ein koordiniertes Handeln zur Gegenwehr notwendig mache. Der GRECE, so das Fazit von Steuckers, habe seine impulsgebende Funktion aufgegeben und sei intellektuell erschöpft. Damit habe er faktisch seine Daseinsberechtigung verloren.
Die "Synergies Europeennes" ihrerseits haben sich das Ziel gesetzt, diesen organisatorischen und inhaltlichen Mißstand zu beheben. Dabei ist man seit der Gründung im Frühsommer 1993 ein gutes Stück vorangekommen. Nicht nur altgediente Kader des GRECE und diesem nahestehende europäische Strömungen haben sich den "Synergien" inzwischen angeschlossen. Auch zahlreiche Aktivisten "nationalrevolutionärer" und "nationalbolschewistischer" Gruppierungen verschiedener, zunächst vor allem süd- und westeuropäischer Länder haben bei den "Synergies Europeennes" ein neues Zuhause gefunden. Intensive Zusammenarbeit, inhaltliche und personelle Überschneidungen bestehen auch zu heidnischen und ökologischen Verbänden sowie zu kulturellen Vereinen, Jugendorganisationen und den Anhängern der Philosophen Julius Evola und Rene Guénon.
Strukturaufbau
Als gesamteuropäisches Mitteilungsblatt dienen die zumeist monatlich erscheinenden "Nouvelles de Synergies Européennes", als theoretisches Organ fungiert die von Steuckers gegründete und geführte Zeitschrift "Vouloir". Ländersektionen der Synergies existieren mittlerweile in Frankreich, Belgien, Schweiz, Spanien, Portugal, Italien, Deutschland, Litauen, Lettland, Rußland, Kroatien und Serbien. Stützpunkte gibt es bisher in Österreich, Polen und Griechenland; die Gründung einer Abteilung in Ungarn soll bevorstehen. Fast alle Ländersektionen machen zusätzlich ihre eigenen Blätter, die teilweise, wie die italienische "Orion", gediegen aufgemacht sind. Neben der regionalen Untergliederung besteht in diesem Netzwerk eine fachliche Aufteilung. Zur Erarbeitung juristischer und politischer Konzeptionen wurde der eigenständige Verein "Minerva" gegründet. Um die Belange des Nachwuchses kümmern sich die "Jeunes d' Europe", um die ökologische Debatte die "Amicale Europeenne Ecologique".
Seit 1993 wird jährlich eine zentrale "Sommeruniversität" durchgeführt, die zunächst in der Provence und in den letzten beiden Jahren in der Lombardei mit jeweils rund 100 Teilnehmern stattfand. Stets konnte hierfür eine Reihe von Referenten gewonnen werden, die sowohl innerhalb der (extremen) Rechten als auch darüber hinaus als prominent gelten und bestimmte Schwerpunktthemen bearbeiteten. Daneben finden in einigen Ländersektionen eigenständige Kolloquien statt. In Deutschland sind das die wiederbelebten "Sababurg Runde" in der Nähe von Kassel 2 oder die "Freie Deutsche Sommeruniversität" / "Freie Deutsche Sommerakademie", an der "Synergon", der deutsche Ableger, zumindest stark beteiligt sein dürfte. 1995 trat Steuckers persönlich bei der "Freien Deutsche Sommeruniversität" auf Burg Hohenberg in Franken als Referent auf.
Die "Freie Deutsche Sommeruniversität" und das ihr angeschlossene "Deutsche Winterkolleg" entstanden in rechter Abgrenzung zu den Sommeruniversitäten der rechten Wochenzeitung "Junge Freiheit". Als treibende Kraft galt bei der Neugründung der ehemalige JF-Autor Hans-Ulrich Kopp. Im August 1996 trat sogar Reinhold Oberlercher vom "Deutschen Kolleg" als Referent bei dem Ableger/Nachfolger "Freien Deutsche Sommerakademie" auf. Der neonazistsche Autor Jürgen Schwab gilt als eine Art "Mitarbeiter" der "Freien Deutsche Sommerakademie".3 Zuletzt sorgte das "Winterkolleg" der "Freie Deutsche Sommeruniversität" , das vom 28. Februar bis zum 1. März diesen Jahres an der TU Dresden stattfand, aufgrund der Redner- und Teilnehmerzusammensetzung für Schlagzeilen: Der JN-Kader Steffen Hupka traf dort den revanchistischen Referenten Professor Franz Seidler von der Bundeswehrhochschule.
Auffällig ist bei den "Synergies Europeennes" und ihren Ländersektionen, daß die diskutierten Themen gegenüber dem GRECE sehr viel konkreter sind. Man will die günstige Gesamtsituation nach dem Zerfall des realsozialistischen Lagers in politische Vorteile ummünzen und nicht nur eine abgehobene theoretische Debatte führen.
Keine Gruppe ohne Programm
Das Programm der "Synergies Europeennes" wird Charta genannt und liest sich wie der bekannte Standardsatz aus dem Kochbuch: »Man nehme, wenn man hat ...«. Ausgangspunkte sind die ökonomische Krise, eine vermeintliche gesellschaftliche Dekadenz und eine angebliche imperialistische Bedrohung Europas durch die USA. Der Begriff des Imperialismus ist in der »neu«rechten Terminologie allerdings keine vorwiegend ökonomische, sondern vor allem eine kulturelle Kategorie. Imperialistisch sind in dieser Vorstellungswelt alle egalitären und universalistischen Konzeptionen. Gleichheit wird mit Gleichmacherei gleichgesetzt. Betont wird wie in den alten Zeiten des GRECE noch immer das »Recht auf Differenz«.
Der grundlegende Unterschied zwischen demokratischen und rechten Ideologien ist und bleibt eben die Bejahung oder die Ablehnung des Gedankens der grundlegenden Gleichheit aller Menschen. Die hauptsächlichen »Egalitarismen« sind für die "Synergies Europeennes" - wie in allen »neu«rechten Strömungen - die ihrer Meinung nach grundsätzlich wesensgleichen ideologischen Strömungen Liberalismus, Marxismus und Christentum. Folgerichtig erklärt Sincyr im Interview: »Das bestehende Europa ist nicht das Europa der Völker, sondern das der Technokraten und Politiker, die an Schulen des Universalismus, des Ökonomismus und der Gleichmacherei studiert haben. Also bestimmen derzeitig unsere Gegner die Bereiche Erstellung, Medien, Finanzen und Wirtschaft. Ihre Philosophie hat dazu geführt, daß die Jugend moralisch entwaffnet wurde. Statt eines Ideals, geben sie ihre amerikanische Mode als Beispiel, während wir über tausendjährige Kultur und alle nötigen Reichtümer verfügen.«
Der Gedanke universell gültiger Menschenrechte wird von den „Neuen" Rechten in Bausch und Bogen verworfen. Im Editorial der "Sinergias Europeias" heißt es dazu: »Wenn Sie kein Anhänger der Religion der Menschenrechte sind, wenn sie sich dem gleichmacherischen und kosmopolitischen Projekt der westlichen Ideologien verweigern, wenn Sie daran teilhaben wollen, eine europäische Kultur der Avantgarde zu erarbeiten, dann dissidieren Sie sich auch.« Durch die antikommunistische Bedeutung, mit der der Begriff des Dissidenten in der Vergangenheit in Deutschland verbunden wird, haftet dem Begriff des Dissidenten die Aura eines Märtyrers an. Dieser Begriff wiederum ist in der Öffentlichkeit positiv besetzt. Nicht am Gestern, sondern am Morgen sei man orientiert, verbreitet die „Neue" Rechte. Man deklariert sich selbst als kulturelle und politische Avantgarde.
Worte machen Politik
Die neuen »Verdammten dieser Erde« (Frantz Fanon) sind in dieser Begrifflichkeit nicht mehr die BewohnerInnen des Trikonts, sondern die Völker der hochtechnisierten Industrienationen Europas, da Imperialismus, wie gesagt, vorwiegend als kulturelle Erscheinung definiert wird und so die USA zur einzigen imperialistischen Macht mutieren. Deutschland wäre in den Definitionsmustern der „Neuen Rechten" somit quasi ein Teil der »Dritten Welt«. Oder in den Worten der Synergies Europeennes: »Europa wird zu einem Museum von Amerika, wohin irgendein Händler von Hamburgern fährt, um die folkloristischen Tänze seiner Vorfahren anzuschauen.«
Die Charta der "Synergies Europeennes" will einen Ausweg aus dieser „Misere" zeigen. Man müsse »Verwurzelung als einen wichtigen Faktor für Ausgleich und Entwicklung der Völker und Individuen anerkennen«, um dann »die wichtigsten Werte der Zivilisation von Mode und Slogans zu befreien, die den Interessen des vaterlandslosen Kapitals dienen.« Die Ideologen der „Neuen" Rechten unterscheiden z.B. säuberlich zwischen vaterlandslosem Kapital und solchem mit einem Vaterland. Das erinnert - wohl nicht zufällig - an die Unterscheidung der Nationalsozialisten zwischen „raffendem" und „schaffendem" Kapital. Das eine ist nach wie vor selbstverständlich böse, das andere noch immer selbstverständlich gut.
Die "Synergies Europeennes" sind die bisher jüngste Ausprägung "nationalrevolutionärer" bzw. «neu«rechter Theorie und Praxis. Ein relativer Erfolg ist dem Projekt schon heute sicher. Es ist zwar nicht anzunehmen, daß diese Strömung des Neofaschismus in absehbarer Zeit bei ihren Wahlparteien programmbildend werden könnte. Doch ist zumindest bei den erfolgloseren von ihnen in jüngster Zeit eine Debatte initiiert worden, die Ansätze der "nationalrevolutionären" Theoriebildung aufgreift. Besonders in der Bundesrepublik werden in der durch die Umbruchkrise des Neofaschismus verursachten Einigungsdebatte "nationalrevolutionäre" Konzepte aufgegriffen, die beispielsweise der Vorsitzende der "Die Republikaner", Franz Schönhuber, als »Sozialpatriotismus« bezeichnet. Der unübersehbare Mangel an ideologischen Vordenkern im deutschen Neofaschismus wird vermutlich dazu führen, daß die Analysen aus dem Bereich der "Synergies Europeennes" und ihrer Mitgliedsgruppen zumindest zur Kenntnis genommen werden.
"Synergon Deutschland" als norddeutsches Projekt ?
Wenn alles nach den Plänen der Initiatoren der im Herbst 1995 in Hamburg gegründeten deutschen Sektion der "Synergies Europeennes" läuft, die sich "Synergon Deutschland" (Einzahl von Synergies) nennt, dann könnten diese dem hiesigen Neofaschismus den so dringend benötigten Innovationsschub geben. Die führenden Kader von "Synergon Deutschland" tanzen dabei auf mehreren »neu«rechten bis neofaschistischen Hochzeiten gleichzeitig.
Marc Lüdders, Vorsitzender des "Synergon Deutschland", hat im vergangenen Jahr sein Examen in Politikwissenschaften an der Universität Hamburg gemacht und war bis dahin auch Aktivensprecher der z.T. eher neofaschistischen als rechten "Burschenschaft Germania Hamburg". Das Haus der "Burschenschaft Germania" dient im übrigen auch als Treffpunkt für "Synergon". Der Sprecher von "Synergon Deutschland", Gunnar Thümen, kommt auch aus Hamburg.
Als einer der Mitverfasser des "Ökologischen Manifest" der "Synergies Europeennes" gilt der Hamburger Hanno Borchert, der auch in den Kreisen der rechtslastigen "Unabhängige Ökologen Deutschlands" (UÖD) tätig sein soll. Er gilt als eine treibende Kraft im Hamburger Landesverband der UÖD, der massiv durch Personen aus dem rechten "Hamburger Kreis" unterwandert worden sei. Ebenfalls auf dem Gebiet der rechten Ökologie engagiert sich Daniel Junkers, der als Vorsitzender der "Amicale Europeenne Ecologique" benannt wurde, einer Art Unterorganisation der "Synergies Europeennes". Als deutsche Leiterin der "Jeunes d' Europe", der Jugendorganisation der "Synergies", wurde Beate-Sophie Grunske bekannt. Sie studiert Pädagogik an der Universität Hamburg und hat bereits für die rechte Uniliste "uni aktiv" kandidiert. Darüber hinaus war sie neben Daniel Junker und Lutz Heckel (Bardowick) im Vorstand des "Heidenkreis e.V." tätig. Der Hamburger "Heidenkreis e.V." geht auf Iris-Kathrin Fischer zurück, die als rechte Bardin "Swantje Swanhwit" das ultra-rechte Publikum unterhält. Es bestehen also bereits diverse Kontakte zu bündischen Gruppen und Burschenschaften, ebenso zu den "Unabhängigen Ökologen Deutschlands" und zu einigen neuheidnischen Vereinen in Nordeutschland.
"Synergon" als DESG-AG
Unter den bekannten deutschen Anhängern der "Synergies Europeennes" finden sich auch der bekannte Funktionär Heinz-Dieter Hansen von der ultra rechten "Deutsch-Europäische Studiengesellschaft" (DESG) und langjähriger Redakteur von deren Publikation "DESG-inform". „Synergon Deutschland“ soll mittlerweile (offiziell) der DESG als eine Arbeitsgemeinschaft angeschlossen worden sein.4 Die DESG ist eher als alt-rechts zu betrachten und geht auf den Kader Klaus Dieter Ludwig (ehem. "Bund Nationaler Studenten", GfP, HSA etc.) zurück. Mit der faktischen Übernahme des traditionsreichen Blätter "Junges Forum" und der "DESG-inform" aus dem „Verlag Deutsch-Europäische Studien GmbH“ verfügt man zudem über eigene Organe, die auch deshalb notwendig sind, weil die rechte "Junge Freiheit" nur noch eingeschränkt zur Verfügung steht. Mittlerweile hat der Hamburger Marc Lüdders auch offiziell Klaus Dieter Ludwig aus Münsing als Vorsitzender der DESG abgelöst.
Nach dem Fehlschlag "Thule-Seminar", das immer stärker in das Fahrwasser des offenen Neonazismus abgleitet, besteht somit erstmals ein ernsthafter organisatorischer Ansatz einer »Neuen« Rechten nach französischem Vorbild in Deutschland.