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Spätes Urteil für Neonazi-Bombenleger

Bild: ch.indymedia.org/AAP/CC BY-SA 2.0 DE

Der Schweizer Neonazi Kim Sury mit "Combat 18"-T-Shirt bei einer Demonstration.

Im Prozess um den versuchten Bombenanschlag auf den linken Treffpunkt Reitschule in Bern hat das Bundesstrafgericht im April 2016 ein spätes Urteil gefällt. Vier Jahre Haft erhielt der 26-jährige Neonazi Kim Sury für das Ablegen einer Bombe auf dem Gelände eines antifaschistischen Festivals im August 2007. Während sich dort rund 1.500 Menschen aufhielten, fiel einigen BesucherInnen ein Rucksack auf. Ein Sicherheitsbeauftragter brachte die Tasche auf die Straße, wo sie kurz darauf detonierte. 

AntifaschistInnen wiesen nach dem Anschlagsversuch darauf hin, dass der Neonazi Kim Sury den Anschlag im Online-Forum von „Blood & Honour“ erwähnte. Er soll auch verantwortlich für die Anti-Antifa-Seite redwatch.ch.vu gewesen sein. Trotzdem stellte das Untersuchungsrichteramt Bern-Mittelland das Verfahren im März 2008 ein, weil es keine Ermittlungsansätze mehr sah. Dabei wurden an der Bombe auch DNA-Spuren gefunden.

Eineinhalb Jahre nach der Tat stellte Kim Sury ein Gesuch für einen Waffenerwerbsschein. Weil die Kantonspolizei wusste, dass Kim Sury bereits einen Karabiner erworben und auf Fotos im Online-Forum von „Blood & Honour“ mit Schusswaffen posiert hatte, veranlassten sie eine Hausdurchsuchung. Bei dieser entdeckte sie zahlreiche Waffen und Zubehör zum Bombenbau. Von Kim Sury wurde nun doch eine DNA-Probe genommen — sein DNA-Profil stimmt mit den Spuren an der Bombe überein. Im Januar 2013 verkündete die Bundesanwaltschaft trotzdem, die Ermittlungen aus „Mangel an Beweisen“ einstellen zu wollen.

Nur weil die NebenklägerInnen eine Beschwerde beim Bundesstrafgericht einreichten, stand eine endgültige Entscheidung lange Zeit aus. Das Bundesstrafgericht gab der Beschwerde über die Verfahrenseinstellung schließlich Recht. „Meine politische Gesinnung hat sich gewandelt“ erklärte Kim Sury nun während des Prozesses. Ein Nebenklage-Anwalt wies jedoch auf SMS-Nachrichten mit „Blut und Ehre!“ als Grussformel hin, die Kim Sury noch nach seinem angeblichen Wandel geschrieben habe.