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Die merkwürdige Geschichte der Firma Asgaard

Dirk Laabs
Einleitung

Im Februar 2020 wurde im Auftrag der Bundesanwaltschaft die Firma Asgaard in Nordrhein-Westfalen durchsucht, die auch aktive Soldaten ins Ausland vermittelt. Der ex-Kommandosoldat und Geschäftsführer Dirk G. steht unter Terror-Verdacht. Auffällig sind die Kontakte seiner Firma zu Waffenhändlern, die Nordkreuz und die Gruppe des KSK-Soldaten Andre S. („Hannibal“) unterstützt haben. Zudem wird der Terrorverdächtige seit Jahren vom Unternehmer Reinhard Rade aus Leipzig beraten, der sich seit den 1980er Jahren mit Neonazis umgibt.1

  • 1Der Text ist ein editierter Auszug aus dem Buch des Autors „Staatsfeinde in Uniform – Wie militante Rechte unsere Institutionen unterwandern“ erschienen mit ECON-Verlag.
Bild: Privat/Archiv Dirk Laabs

Dirk G. war für Asgaard im Irak tätig. Hier Anfang 2015 in Erbil.

Schon 2003 wollten die Journalisten Andrea Röpke und Berny Vogl von Reinhard Rade wissen, ob er, außer sich um seine Baufirmen zu kümmern, noch andere Pläne habe: „Auf die Frage, ob Rade und seine Freunde nicht eher den Aufbau einer modernen Söldneragentur planen, bricht der 39jährige in schallendes Gelächter aus.1 2 Rade war einst Ostbeauftragter der Republikaner, ist eng mit Männern befreundet, die in Österreich als Neonazis verurteilt wurden, hat Kontakte in die Söldner-Szene nach Süd-Afrika und handelte einst mit Bundeswehrhubschraubern. Reich geworden ist er mit ostdeutschen Immobilien. Rade organisierte einen Legida-­Marsch mit, tauchte am Rande von Messe-­Ständen der Zeitschrift „Compact“ auf und nennt noch immer viele Neonazis seine Freunde, besteht aber darauf, selbst nicht rechtsradikal zu sein.

Die Geschichte der Firma Asgaard zeigt, dass Rade auch tatsächlich das Interesse am Söldnergewerbe nicht verloren hat. Er ließ Dirk G. und seine Firma sogar bei sich unterschlüpfen und er nutzte seine Kontakte, um das Geschäft von Dirk G. und Asgaard anzukurbeln, eine Firma, die anfangs  kaum mehr war als ein Versprechen. Mir selbst erzählte Dirk G., dass er sogar ein Praktikum bei Rade gemacht habe, man kannte sich seit den Olympischen Spielen in Athen 2004, wo man im Sicherheitsbereich zu tun hatte. Nach dem Praktikum versuchte Dirk G. mühsam, mit Asgaard am Markt Fuß zu fassen. Und auch Rade half ihm weiter. Rade dachte erst, so sagte er mir, Asgaard sei ein „Sauhaufen“ gewesen. Warum half er dann Asgaard überhaupt? „Weil Dirk mein Freund ist. Das ist der einzige Grund.“ Über einen Kontakt von Rade, einem Deutschen, der unter anderem in Namibia aktiv war, bekam Dirk G. einen Kontakt im Nordirak vermittelt, wo seit dem Krieg viel Arbeit auf Ex-Soldaten wartete.

Dirk G. und sein Geschäftsführer Petja S. reisten Ende 2014 in den Nordirak, um dort Aufträge zu akquirieren. Petja S. war für die AfD in Aachen auf kommunaler Ebene angetreten und hatte einige Jahre bei der Bundeswehr verbracht. In Erbil besuchten sie den Inhaber einer deutschen Sicherheitsfirma. Dabei wurden sie von einem Fotografen begleitet. Der Fotograf empfand Dirk G. und den Geschäftsführer Petja S. als umgänglich, aber er erlebte auch, dass G. „sehr stolz auf seine deutschen Wurzeln“ war.  Der deutsche Gastgeber hatte in seinem Büro einen Arier-­Nachweis an der Wand hängen. Dirk G. selber äußerte sich verächtlich über einen Deutsch-Kurden, den man zufällig in der Nähe der Front traf.
Ein langfristiges Engagement im Irak resultierte jedoch aus dem Besuch in Erbil nicht. Asgaard brauchte Glück, um richtig ins Kerngeschäft – Vermittlung von Soldaten – einsteigen zu können. Und das hatten Dirk G. und seine Freunde im Hintergrund schließlich.

Eines Tages meldete sich Bilaal Zaher, ein Unternehmer aus Berlin, der gute Kontakte zur dortigen saudischen Botschaft hatte. Er hatte mitbekommen, dass die Saudis eine Schutztruppe für ihre Botschaft in Bagdad im Irak brauchten. Er sprach mit einem damaligen Mitarbeiter von Dirk G., der ihm versicherte, man habe einen Stützpunkt sowie ein Netzwerk im Irak, Männer vor Ort – und vor allem die notwendige Lizenz der irakischen Regierung. Nichts davon stimmte, Asgaard bluffte. Allerdings mit Erfolg. Der baldige saudische Botschafter lud die Asgaard-Vertreter zu einem Treffen in ein Restaurant nach Paris ein. Vor der Abreise nach Paris schickte Petja S. intern ein Bild per E-Mail: Deutsche Soldaten im Ersten Weltkrieg in der Eisenbahn auf dem Weg nach Frankreich, an die Waggons der Satz gepinselt „Jeder Stoß ein Franzos“. Asgaard bekam den Auftrag, abgewickelt wurde der über die in England registrierte Firma „Gladius Limited“. Bilaal Zaher wurde als Manager beauftragt, den Auftrag in Bagdad umzusetzen. In Deutschland rekrutierte Asgaard Ex-Soldaten der Bundeswehr.

Die Ex-Soldaten mussten vor allem den Rund-um-die-Uhr-Gebäudeschutz der Botschaft organisieren sowie die Diplomaten vom Flughafen zur Botschaft oder zu anderen Objekten in der Grünen Zone in Bagdad bringen – die klassische Aufgabe von Personenschützern. Doch die Truppe von Dirk G. präsentierte sich von Anfang an im Irak als gehöre sie zu irgendeiner Armee. Obwohl die irakische Regierung von Personenschützern eigentlich zivile Kleidung verlangt, traten die Asgaard-Mitarbeiter nicht nur in eigens für diesen Zweck angefertigten Uniformen auf – sie pappten sich auch noch Deutschland-Fahnen an die Ärmel und ein Abzeichen mit ihrer Blutgruppe. Auch die zur Schau gestellte Ausrüstung glich denen von Spezialeinheiten der Polizei oder der Bundeswehr, ganz so, als zöge man in den Krieg. In diesem Aufzug ließ man sich wiederum von einer deutschen Boulevardzeitung in Bagdad fotografieren, was für Verstimmung in der irakischen Hauptstadt sorgte, auch bei der deutschen Botschaft.2

In Asgaards Hauptquartier in der Grünen Zone ging es noch viel fragwürdiger zu: Verdeckte Aufnahmen, die im Jahr 2017 im irakischen Büro der Firma in Bagdad gemacht wurden und die das ARD-Magazin „Kontraste“ drei Jahre später ausstrahlte, zeigten unter anderem eine Reichskriegsflagge an der Wand und Wehrmachtssprüche in Runenschrift: „Klage nicht, kämpfe“.3   Zaher erfuhr später, dass die Männer sogar mit Rangabzeichen an der Uniform durch Bagdad fuhren, die an die Hierarchie der Wehrmachts-Fallschirmjäger angelegt war. Auch darauf sprach ich Dirk G. an – er bestätigte mir, dass man diese Abzeichen benutzt hat, er sah darin auch kein Problem. Er wurde noch in der Luftlandeschule in Altenstadt ausgebildet, später zum Kommandosoldaten gedrillt, bevor es die KSK gab. Bezugsbilder und Vorbilder waren für ihn immer der Zweite Weltkrieg. So sagte er mir über seine Großväter: „Das, was mein Opa [als Fallschirmjäger] auf Kreta gemacht hat oder mein anderer Opa, der bei der Marine drei Mal abgesoffen ist, ich sage, ja, die haben ihren Auftrag erfüllt für ihr Land, so wie es befohlen war“. Als ich einwandte, dass es kein ehrenhaftes Handeln in einem unehrenhaften Krieg geben könne, sagte Dirk G.: „Uaaahh, ach du Scheiße, das ist vielleicht Ihr Denken, meins nicht, meins ist ein soldatisches Denken, Soldaten machen keine Politik, wir führen aus“, und fügte dann an: „Wer hat denn den großen Krieg angefangen? Doch nicht Deutschland! Ja, der Angriff auf Polen, das war aber auch eine Reaktion, und zwar auf Schlesien... Wer hat denn wem den Krieg erklärt?

Zaher registrierte unterdessen, dass es Dirk G. und seinen Hintermännern nicht darum zu gehen schien, die rekrutierten Soldaten auf den konkreten Auftrag vorzubereiten, nämlich die Botschaft und die Botschaftsangehörigen defensiv zu schützen. G. bestand trotzdem darauf, dass die Soldaten sogenannte Kill-House-Trainings absolvieren, bei denen es im Kern darum geht, Häuser und Apartments zu stürmen, um Geiseln zu befreien oder sich ein Shoot-Out in engen Wohnungen zu liefern. Das sollten die Männer von Asgaard für die Saudis aber gar nicht leisten. Es passte auch nicht, dass Dirk G. vor Ort eine „Special Intervention Unit“ aufbauen wollte, was eher Anti-Terror-Spezialeinheiten vorbehalten ist. Auch drängte Dirk G. darauf in einem Bunker in der Schweiz das Schießtraining für seine Rekruten abzuhalten. Der Betreiber des Bunkers ist ein führendes Mitglied der rechtspopulistischen Partei SVP und hatte die gigantische Anlage von der Schweizer Regierung gekauft. Der Bunker ist so groß, dass man dort mit Lastwagen durch die Katakomben fahren kann. Die Festung hatte sogar eine eigene Leichenhalle. Der Betreiber ging mit einem Konzept in die Offensive, das vor allem Prepper anziehen sollte. Ein Foto zeigt Dirk G. und eine weitere Person dort beim Schießen mit einem Sturmgewehr. Als ich den Schweizer Besitzer der Festung auf Asgaard ansprach, behauptete der jedoch, dass er noch nie von der Firma gehört habe.

Zaher beschlichen ernsthafte Zweifel, mit wem er da Geschäfte machte. Es wurden bald negative Berichte über Asgaard veröffentlicht, darunter vor allem ein sehr kritischer Film des YouTube-Magazins „Walulis-Story“ vom Sender SWR. Darin beschäftigte man sich ausführlich mit Asgaard und dem Chef Dirk G., den man für den „völkischen Anstrich“ der Firma verantwortlich machte.4  Außerdem zeigte die Sendung einen Post, mit dem sich Asgaard bei der Firma von einem Waffenhändler und Unterstützer des KSK-Soldaten Hannibal für die Lieferung von Waffenteilen bedankte. Tatsächlich war Dirk G. als Kunde bei der Firma eingetragen.

Dirk G. übernahm es vom Backoffice aus, das er in Hamm eröffnet hatte, der Asgaard-Crew in Bagdad zu helfen. Zudem hörte er oft AfD-Reden im Büro, sagte später ein Kollege aus – er hatte ja mit Petja S. tatsächlich einen AfD-Politiker als Geschäftsführer in die Firma geholt, der dort seinerseits versuchte, Mitstreiter für die AfD zu rekrutieren. Die aktuelle Situation in Deutschland beschäftigte die Männer von Asgaard sehr, wie mir verschiedene ehemalige Mitarbeiter und Geschäftspartner berichteten. Einmal, bei einer Skype-­Konferenz, sagte Dirk G., so erinnerte sich ein Teilnehmer im Gespräch mit mir, ereiferte sich der Ex-Soldat über die Flüchtlingsheime. Wenn die Situation außer Kontrolle gerate, dann müsse man da rein, mit Kommandos, zehn bis fünfzehn Mann, mit Waffen und Schalldämpfern, und das alles in einer Nacht lösen. Außerdem sprach er mit Geschäftspartnern darüber, dass es den Holocaust, so wie allgemein dargestellt, nicht gegeben habe, dass ein Tag X anstehe und dass sich dann in Deutschland vieles ändern würde. „Schwachsinn“, entfuhr es Dirk G., als ich ihn darauf ansprach.

Mitarbeiter in Hamm wunderten sich auch, dass Dirk G. Leichensäcke gekauft hatte – bislang waren die Männer in Bagdad nicht einmal unter Feuer geraten und hatten auch nie auf Angreifer schießen müssen. Leichensäcke hat auch Nordkreuz in Mecklenburg-Vorpommern bestellt. Dirk G. bestritt mir gegenüber, dass man Leichensäcke gekauft habe. Besucher der Firma verwunderte ebenfalls, dass G. über zwei Dutzend sogenannte Flucht-Rucksäcke hatte anschaffen lassen, die fertig gepackt mit Überlebensrationen und Wasser so präpariert waren, dass man bis zu einem Monat autark überleben könnte. Mit dem saudischen Auftrag hatte all das nichts zu tun. Es schien ihm eher darum zu gehen, sich auf eine Krise in Deutschland vorzubereiten. Dass Dirk G. diese Krise ausnutzen wollte, habe er vor Zeugen klargemacht, berichtete mir ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma. Dirk G. stritt mir gegenüber ab, dass er jemals darüber geredet habe, irgendeine Krise auszunutzen, aber natürlich bereite er sich vor. Er habe Wasservorräte und Konserven im Keller – und Waffen? „Momentan habe ich keine zu Hause, aber ich werde mir wieder welche holen, ja.

Mitarbeiter und Ex-Geschäftspartner berichteten mir allerdings, dass Dirk G. das Thema Krise durchaus umgetrieben habe. Bei einer Skype-Konferenz soll Dirk G. etwa damit geprahlt haben, dass in Deutschland 5000 Männer unter Waffen bereitstünden, die man im Krisenfall mobilisieren könne, um Fakten zu schaffen – was Dirk G. bestritt. Allerdings konnte ich eine alte Powerpoint-Präsentation der Firma einsehen, auf der die Firmenführung auf einer Folie tatsächlich damit angab, jederzeit 5.000 Elite-Soldaten und andere Spezialisten für Aufträge mobilisieren zu können. Dabei trug man offenbar vor allem dick auf.

Trotzdem war das Netzwerk der Firma nicht zu unterschätzen. Auffällig sind dabei Kontakte zu Firmen und Waffenhändlern, die intensiv mit dem Netzwerk von Andre S. ("Hannibal") zu tun hatten. In den E-Mails der Firma, die ich sichten konnte, fand sich etwa ein Beleg, dass der Geschäftsführer und AfD-Kommunalpolitiker Petja S. Kontakt zu einem Gehilfen der Nordkreuzler hatte, die sich ja gerade damit gebrüstet hatten, zumindest 2.000 Gleichgesinnte versammelt zu haben. Der Kontakt von S. war ausgerechnet Frank T., der Mann aus Güstrow von "Baltic Shooters", jener Waffenhändler, der den ex-Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern Lorenz Caffier persönlich eine Waffe verkaufte. Petja S. hatte ihn gebeten, Elitesoldaten für ihn zu kontaktieren, als man unter anderem auf der Suche nach Kandidaten für Auslandseinsätze war.

Zwischen Bilaal Zaher und Dirk G. kam es unterdessen zum Streit. Um die Zukunft der Firma zu klären, trafen sich die ungleichen Geschäftspartner und ihre Berater im Leipziger Büro von Reinhard Rade - der offen als Berater von Dirk G. auftrat. Nicht nur Dirk G., sondern auch Reinhard Rade begeisterte sich für die Möglichkeiten, die sich nun bieten würden, so erzählt Zaher. Man könnte die Struktur der Firma ausnutzen: Männer trainieren, nicht nur in der Schweiz, auch in einer von Rade aufzubauenden militärischen Akademie in Kroatien, ganz in der Nähe von Rades Hotel dort. Sowohl Rade als auch Dirk G. bestätigen mir, dass es diese Pläne für eine Akademie in Kroatien wirklich gab. Dirk G. wollte einfach in Ruhe trainieren, „360­-­Grad“­-Schießen, „ohne Paparazzi“. Rade bestätigte mir diese Idee, G. habe diskret trainieren wollen, es sei ihm immer ums Ausbilden, um das Militärische gegangen. Er selbst sei gegen den Plan gewesen, sagte er mir, man könne doch an vielen Orten in Europa trainieren – und das viel billiger. Auch Dirk G. hatte mir erklärt, dass die Waffengesetze in Deutschland zu streng seien und man deswegen nach Polen, Tschechien und in die Ukraine ausweichen müsse. Trotzdem wollte er eine eigene Akademie in Kroatien. Mit dem Tag X habe das nichts zu tun gehabt, erklärten mir Dirk G. und Rade. Dirk G. sei es immer nur ums Schießen gegangen, er wolle das Handwerk nicht verlernen, immerhin könne er noch einer Fliege auf 1.000 Metern „den Arsch wegschießen“. Das sollte auch in Zukunft so bleiben.

Zaher erlebte die Situation anders. Es sei im Zusammenhang mit der Akademie durchaus auch darüber gesprochen worden, dass man sich vorbereiten wollte auf den Zusammenbruch in Deutschland, die „bürgerkriegsähnlichen Zustände“. Dirk G. habe in Leipzig bei dem zweiten Treffen der Gruppe auch davon gesprochen, dass ein "Tag X" nun komme, was Zaher an eine Situation in Bagdad erinnerte. Als ein deutscher TV-Reporter in Bagdad bei Asgaard auftauchte und Fragen stellte, flippte Dirk G. im Anschluss aus, so Zaher. Der Reporter stecke mit der Antifa und linken Politikern unter einer Decke. Man müsse bestimmte Politiker erschießen, damit sie nicht mehr auf das Volk „wirken“ könnten, habe er dann gesagt. Dann habe Dirk G. die Linken-Abgeordnete Martina Renner erwähnt, die sich seit Jahren unter anderem mit dem NSU beschäftigte und 2017 Asgaard scharf kritisiert hatte, wie Zaher in einem Interview der ARD erzählt hatte und mir später bestätigte: „Herr G. hat sich in einem Gespräch, an das ich mich erinnern kann, dazu geäußert, dass Frau Renner eliminiert werden müsste. Wenn es zu einem Umsturz der Regierung kommt, dann wäre sie, sozusagen erste Wahl.“3

Über diese sehr schweren Vorwürfe habe ich ausführlich mit Dirk G. gesprochen. Er wies sie weit von sich. Er will sich zu einem "Tag X", einem möglichen Bürgerkrieg oder Erschießungen nicht geäußert haben. Vor allem verstand er nicht, so erklärte er mir, warum er sich über die Bundestagsabgeordnete Renner Gedanken gemacht haben soll, sagte er, die sei doch „absolut uninteressant“, „erst mal, ist die für mich ... ja ... politisch, ich sag mal ne Zecke am Arsch. Wenn ich jetzt der große Verschwörer wäre, ist die für mich uninteressant“. Aber wenn man einmal den Ex-Fallschirmjäger gegen sich hat, dann wird es ungemütlich. Ein ehemaliger Mitarbeiter, der sich mit G. überworfen hatte, zeigte mir eine Nachricht von seinem Ex-Chef: „Wenn du und X. dich weiter als Asgaard Mitarbeiter ausgibst. Hat die Jagd erst angefangen. Du legst dich mit den falschen an.

Unruhe schüren, den Gegner verunsichern – das hatte man Dirk G. einst bei der Bundeswehr beigebracht. An einer Stelle unseres Gesprächs hatte er mir gesagt: „Wir haben das auch gelernt, wie man ein Land destabilisieren kann, das lernt man im Kommando“. Also Sabotage? „Ja, natürlich, das ist Kommandokampf hinter feindlichen Linien, das war mein Auftrag im Kommando.“

Inzwischen  ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen ihn. Auch weil sich in seiner Firma mehrere aktive Soldaten und Polizisten, die zum Teil als rechtsradikal gelten, im Sommer 2020 getroffen haben. Mit dabei: Die rechte Hand von Reinhard Rade, Reiner E. Der ehemalige Autohändler brüstete sich gegenüber Dirk G. einst, dass er mit der Spezialeinheit Cobra aus Österreich trainiert hatte.