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Blitzkrieg für das Abendland

Bild: Screenshot von der Homepage republic-castellum.webs.com

Am Abend des 22. März 2013 erklärte das „Christian Liberation Movement“ (CLM) das westlich der nordafrikanischen Atlantikküste gelegene unbewohnte Archipel Savage Islands für eingenommen, rief die Republik „Castellum“ aus und setzte eine 11-köpfige Interimsregierung ein.

Die CLM stammt aus dem Umfeld der Gruppe „The 777 Nation“, die den militärischen Kampf gegen Muslim_innen propagiert.

Der „Krieg“ zwischen dem bis dahin angeblich regierenden König Dan I. und der CLM dauerte laut Eigenaussage gerade einmal zwölf Stunden, da die „christlichen Befreier“ eine „Blitzkriegstrategie“ anwendeten. Mit Waffen und martialischem Gestus zumindest kennen sich die selbsternannten Befreier tatsächlich aus, handelt es sich bei dem „Minister für Einwanderung und auswärtige Angelegenheiten“ doch um den wegen Vorbereitung eines Sprengstoffanschlages verurteilten Deutschen Nick Greger. Dass dieser nicht nur eine bewegte Zeit in der Neonaziszene verbracht hat, sondern auch eine Menge Fantasie besitzt, zeigt die Republik „Castellum“, die ganz uneitel auch als „Greger’s Republik“ firmiert.

Die Republik besitzt eine eigene Nationalhymne, eine Fahne, als Amtssprachen fungieren Deutsch, Englisch sowie Niederländisch; die anerkannte Währung ist der Euro. Menschen muslimischen Glaubens ist die Einreise verboten und wer sich im Hoheitsgebiet der „Republik“ antifaschistisch oder marxistisch betätigt wird mit einer Gefängnisstrafe von fünf bis zehn Jahren bestraft. „Castellum“ fehlt es an nichts – außer dem Besitz der Insel, auf der die Republik errichtet worden sein soll. Das Schiff nämlich, das die CLM für ihren „Feldzug“ genutzt haben will, ist eigentlich im Besitz der portugiesischen Marine und das Foto der Landung, ebenso wie alle weiteren Text­stellen zur Insel, lediglich einem Wikipediaeintrag zu den Savage Islands entnommen. Unabhängig von diesem kleinen Detail hat „Minister“ Greger ganz konkrete Vorstellungen von seinem Aufgabenbereich. So erkennt er die volle Souveränität Südtirols, der Moldawischen Republik sowie der Fürstentümer Hutt River und Sealand an. Der Kosovo sollte nach Ansicht Gregers aber ein Teil von Serbien werden.

Über diplomatische Beziehungen zum Königreich Deutschland (siehe AIB Nr. 98), dessen Gründer Peter Fitzek er getroffen hat, ist nichts bekannt. Vielleicht hat sich Greger auch nur inspirieren lassen.

Während die Autonomiebestrebungen mehr Schein als Realität sind, bleiben christlich-fundamentalistische Positionen fester Bestandteil Gregers extrem rechter Weltsicht und sollten gerade mit Blick auf seine Waffenaffinität sowie die der anderen Protagonisten um „The 777 Nation“ nicht unterschätzt werden.